Gesundheitswesen 2015; 77(11): 861-868
DOI: 10.1055/s-0034-1396808
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einflussfaktoren für die Teilnahme an Bonusprogrammen der gesetzlichen Krankenversicherung. Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“

Factors Influencing Participation in Financial Incentive Programmes of Health Insurance Funds. Results of the Study ‘German Health Update’
S. Jordan
1   Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin
,
E. von der Lippe
1   Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin
,
A. Starker
1   Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin
,
J. Hoebel
1   Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin
,
A. Franke
1   Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Dezember 2014 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Die gesetzlichen Krankenkassen können ihren Versicherten Bonusprogramme (BP) anbieten, die sie durch eine finanzielle oder materielle Belohnung zu gesundheitsbewusstem Verhalten motivieren sollen. Mit dieser Studie sollen kassenartübergreifend repräsentative Aussagen darüber gemacht werden, welche Faktoren eine Bonusprogrammteilnahme (BPT) unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede beeinflussen.

Methodik: Für die Querschnittsanalyse wurden die Daten von 15 858 GKV-Versicherten der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2009 herangezogen. Die Auswahl der potenziellen Einflussgrößen für eine BPT beruht auf dem Verhaltensmodell zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen von Andersen. Entsprechend wurden in die logistischen Regressionsmodelle verschiedene Einflussfaktoren einbezogen, die nach Geschlecht getrennt berechnet wurden: prädisponierende Faktoren (Alter, Bildung, soziale Unterstützung, Gesundheitsbewusstsein), ermöglichende Faktoren (Einkommen, Kassenart, Hausarzt/-ärztin) und Bedarfsfaktoren (Rauchen, Obst- und Gemüsekonsum, Sport, Body Mass Index, allgemeiner Gesundheitszustand).

Ergebnisse: Für beide Geschlechter ist bei der Berücksichtigung relevanter Einflussfaktoren eine BPT mit dem Alter, dem Gesundheitsbewusstsein, der Bildung, der Nutzung einer hausärztlichen Praxis und dem Rauch- und Sportverhalten assoziiert. Zusätzlich sind bei Frauen das Einkommen, der Body Mass Index und die Ernährung bedeutsam und bei Männern die soziale Unterstützung und die Kassenart. Prädisponierende, ermöglichende und Bedarfsfaktoren zeigen sich als relevant für die BPT.

Schlussfolgerungen: BP erreichen die Bevölkerungsgruppen mit dem größten Bedarf schlechter als diejenigen, die bereits ein gesundheitsbewusstes Verhalten haben; ihnen wird hierfür eine Belohnung gegeben. Weitere Forschung zur BPT sollte in Längsschnittstudien den Hinweisen nach Mitnahmeeffekten nachgehen und klären, ob BP einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit leisten.

Abstract

Aim of the Study: The statutory health insurance can offer their insured incentive programmes that will motivate for healthy behaviour through a financial or material reward. This study will show results about what factors influence financial incentive programme participation (BPT) including all sorts of statutory health insurance funds and taking into account gender differences.

Methods: For the cross-sectional analysis, data were used from 15 858 participants in the study ‘Germany Health Update’ (GEDA) from 2009, who were insured in the statutory health insurance. The selection of potential influencing variables for a BPT is based on the “Behavioural Model for Health Service Use” of Andersen. Accordingly, various factors were included in logistic regression models, which were calculated separately by gender: predisposing factors (age, education, social support, and health awareness), enabling factors (income, statutory health insurance fund, and family physician), and need factors (smoking, fruit and vegetable consumption, sports, body mass index, and general health status).

Results: In consideration of all factors, for both sexes, BPT is associated with age, health awareness, education, use of a family physician, smoking, and sports activities. In addition, income, body mass index, and diet are significant in women and social support and kind of statutory health insurance fund in men. It is found that predisposing, enabling and need factors are relevant.

Conclusions: Financial incentive programmes reach population groups with greatest need less than those groups who already have a health-conscious behaviour, who receive a reward for this. In longitudinal studies, further research on financial incentive programmes should investigate the existence of deadweight effects and whether incentive programmes can contribute to the reduction of the inequity in health.