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DOI: 10.1055/s-0034-1397397
Schwangerschaftsintervall – Einfluss des Schwangerschaftsabstands auf den Verlauf der Folgeschwangerschaft
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. Dezember 2014 (online)
Hintergrund: Der Einfluss des Intervalls zwischen zwei Schwangerschaften auf das Outcome der Folgeschwangerschaft wird kontrovers diskutiert. Die Ergebnisse vorangegangener Untersuchungen lassen eine Assoziation zwischen kurzen bzw. langen (< 18 bzw. > 23 Monate) Schwangerschaftsintervallen und einem erhöhten Risiko für Frühgeburtlichkeit, SGA (small for gestational age) und niedrigem Geburtsgewicht vermuten. Ball et al. hingegen postulieren, dass nicht der zeitliche Abstand zwischen zwei Schwangerschaften sondern nicht berücksichtigte maternale Faktoren das perinatale Outcome negativ beeinflussen.
Methoden: Für die retrospektive Kohortenstudie wurden die Daten von 40 441 Frauen analysiert, die zwischen 1980 und 2010 in Westaustralien 3 lebende Einlinge geboren hatten. Es wurde der Einfluss des Schwangerschaftsabstands auf das Outcome der zweiten und dritten Geburt evaluiert. Durch den Vergleich zweier Schwangerschaftsintervalle pro Mutter fungierte jede Frauen als ihre eigene Kontrolle. Die Outcome-Parameter umfassten Frühgeburtlichkeit (< 37 SSW), SGA (< 10. Perzentile) sowie niedriges Geburtsgewicht (< 2500 g) und wurden unter Berücksichtigung potentieller Einflussvariablen hinsichtlich unterschiedlich langer Schwangerschaftsintervalle (Referenz 18–23 Monate) analysiert.
Ergebnisse: Bei traditioneller Auswertung der Daten (Vergleich der Mütter miteinander) errechnete sich in Relation zum Referenz-Intervall die höchste adjustierte OR für Frühgeburtlichkeit (1,41; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,31-1,51) und niedriges Geburtsgewicht (1,26; 1,15-1,37) für das Intervall von 0–5 Monaten. Die SGA-Inzidenz war zwischen 0–23 Monaten vergleichbar (OR 0,98-1,03). Bei einem Schwangerschaftsabstand > 18–23 Monate fand sich die höchste OR für Frühgeburtlichkeit (1,35; 1,26-1,45) bei einem Intervall von 60–119 Monaten und für niedriges Geburtsgewicht (1,67; 1,42-1,97) und SGA (1,98; 1,74-2,24) bei einem Intervall > 119 Monaten. Die Datenauswertung mit Vergleich der beiden Schwangerschaftsintervalle jeder einzelnen Mutter zeigte hingegen einen schwächeren Effekt kurzer Intervalle auf Frühgeburtlichkeit (OR 1,07; 0,86-1,34) und niedriges Geburtsgewicht (1,03; 0,79-1,34). Die Auswirkungen auf die SGA-Inzidenz bei einem Intervall < 18 Monate blieben gering (1,08; 0,87-1,34). Die Auswirkungen längerer Schwangerschaftsabstände auf die Frühgeburtlichkeit waren schwächer (OR 1,01; 0,86-1,18 bei 24–59 Monaten bzw. OR 0,88; 0,54-1,46 bei > 199 Monaten). Dagegen errechneten sich im Vergleich zur Referenz-Kategorie stärkere Effekte langer Intervalle auf die Inzidenz von niedrigem Geburtsgewicht und SGA. Niedriges Geburtsgewicht: OR 1,07 (0,88-1,30) bei 24–59 Monaten bzw. 1,58 (0,82-3,06) bei > 119 Monaten. SGA: OR 1,11 (0,96-1,28) bei 24–59 Monaten bzw. 1,72 (1,04-2,85) bei > 119 Monaten.
Die auf einem Vergleich der beiden Schwangerschaftsintervalle jeder einzelnen Mutter basierenden Berechnungen stellen einen kausalen Einfluss kurzer Schwangerschaftsintervalle auf ein ungünstiges Outcome der Schwangerschaft in Frage. Die herkömmliche Auswertung der Daten ergab hingegen die typische, in der Literatur berichtete starke Korrelation kurzer Intervalle mit ungünstigen Schwangerschaftsverläufen. Dies, so die Einschätzung der Autoren, sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass bei vorangegangenen Untersuchungen maternale Confounder unzureichend berücksichtigt worden seien.
Dr. Judith Lorenz, Künzell