Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11(4): 182-183
DOI: 10.1055/s-0034-1397415
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Fachbuch – Manual Mammakarzinome

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Publication Date:
29 December 2014 (online)

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Das erste Manual des Tumorzentrums München erschien vor mehr als 28 Jahren. Die Stärke des Manuals war schon damals, dass evidenzbasierte und leitlinienkonforme Empfehlungen gegeben wurden, wobei die persönlichen Erfahrungen außeruniversitärer und niedergelassener Institutionen nicht unberücksichtigt blieben. Im Rahmen der regelmäßigen Sitzungen der Projektgruppe Mammakarzinom wurde das Manual jeweils auf den aktuellen Stand gebracht. Auch diese 14. Auflage wird den Anforderungen als aktueller Ratgeber bei der Diagnostik und Behandlung von Frauen mit Mammakarzinom in höchstem Maße gerecht.

Die Kapiteleinteilung ist weitgehend beibehalten worden. Epidemiologische Daten und die Mammakarzinom-Prävention sind aktualisiert worden. Bildgebende und interventionelle Diagnostik sind unter dem Aspekt dargestellt, dass eine Korrelation von Bildgebung und Histologie unerlässlich ist, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Ausführlich wird die Histopathologie des Mammakarzinoms sowie der intraepithelialen Proliferationen abgehandelt, wobei besonderer Wert auf den Inhalt des histopathologischen Befundberichtes gelegt wird. Dies gilt in gleicher Weise auch nach neoadjuvanter Chemotherapie unter Berücksichtigung der Definition der Tumorregression, wobei von Bedeutung ist, dass der Nachweis multifokaler mikroskopischer Tumorresiduen mit einer höheren Lokalrezidivrate nach brusterhaltender Therapie einhergeht. Prognostische und prädiktive Faktoren haben zur Erkenntnis geführt, dass die Erkrankung zunehmend als eine Vielzahl verschiedener Untergruppen mit sehr divergierender Prognose und differenziertem Therapiebedarf wahrgenommen wird. Dies gilt in gleicher Weise für das hereditäre Mammakarzinom.

In den Kapiteln zur operativen Behandlung des Mammakarzinoms sowie zu den typischen Rekonstruktionsverfahren finden sich die neuesten Empfehlungen, z. B. auch zum Verzicht auf die axilläre Lymphonodektomie bei positiver SLNB. Ein routinemäßiger Einsatz der axillären Lymphonodektomie nach positiver SLNB ist nach den Ergebnissen zahlreicher Untersuchungen nicht mehr indiziert, allerdings sind Einschlusskriterien entsprechender Studien zu berücksichtigen.

Die radioonkologische Behandlung schließt die neuen Konzepte und Verfahren in der Strahlentherapie mit ein, sei es die hypofraktionierte Strahlentherapie, sei es die partielle Brustbestrahlung. Eine primär systemische Therapie berücksichtigt sowohl die primäre Chemotherapie mit tabellarischer Übersicht der entsprechenden Therapieschemata, als auch eine primär endokrine Behandlung. Gleiches gilt für die adjuvante Systemtherapie, wobei hier der Fertilitätserhalt bei jungen Frauen besondere Berücksichtigung findet. In der Nachsorge sieht die Projektgruppe, wegen des Fehlens einer aktuellen Datenbasis und individueller praktischer Erfahrungen, auch weiterhin Bedarf, den Umfang der Nachsorge sowohl bezüglich Inhalt, als auch Intervallstaffelung unter Berücksichtigung der modernen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zu überprüfen. Nach wie vor besteht trotz reduzierter operativer Maßnahmen Bedarf an physikalisch-therapeutischen Maßnahmen bzw. Rehabilitationsmaßnahmen, die in entsprechend übersichtlicher Form zusammengestellt sind. Gleiches gilt für die psycho-onkologischen Gesichtspunkte mit den typischen Indikatoren für psycho-onkologischen Behandlungsbedarf.

Bei dem Problem Hormone und Mammakarzinom spielen Themen wie Kontrazeption, klimakterische Beschwerden und Urogenitalatrophie eine zentrale Rolle. Hier steht im Mittelpunkt der Beratung die Ermittlung individuell empfundener Einschränkungen der Lebensqualität, wobei die Nutzen-Risiko-Abwägung individuell zu bewerten ist. Die Hoffnungen auf eine risikoärmere Substanz wurde bei Tibolon durch die groß angelegte prospektiv-randomisierte Studie enttäuscht.

Die Kombination „Mammakarzinom und Schwangerschaft“ stellt nach wie vor ein spezielles Problem dar, wobei bis heute Hinweise dafür fehlen, dass sich die Prognose in- und außerhalb der Schwangerschaft unterscheidet bzw., dass eine Schwangerschaft nach Mammakarzinomtherapie dessen Prognose verschlechtern würde.

Weitere Kapitel beschäftigen sich eingehend mit der Behandlung des lokalen bzw. regionären Tumorrezidivs sowie der lokoregionären Therapieoptionen im metastasierten Stadium. Im Beitrag zur systemischen Therapie des metastasierten Mammakarzinoms finden neben den Therapieschemata auch die jeweiligen Nebenwirkungsspektren adäquate Berücksichtigung, nicht ausgespart bleiben im Manual die Sonderfälle, wie das medulläre Mammakarzinom, das inflammatorische Mammakarzinom u. a. sowie die Aspekte eine komplementäre Medizin betreffend. Von Bedeutung sind hier die im Tumorzentrum gewonnenen eigenen komplementärmedizinischen Therapieerfahrungen.

Zusammengefasst werden auch in der 14. Auflage des Manuals auf das Wesentliche komprimierte aktuelle Empfehlungen gegeben, auf die in Praxis und Klinik nicht verzichtet werden sollte.

Prof. Dr. med. J. Baltzer, Krefeld