Transfusionsmedizin 2015; 5(1): 12
DOI: 10.1055/s-0034-1397551
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rezension – Transfusionspraxis

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Publication Date:
20 February 2015 (online)

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Das Buch „Transfusionspraxis“ ist 2014 in der 2. Auflage erschienen. Der Titel weckt Erwartungen. Betrachtet man den gegenwärtigen Buchmarkt, so stellt der Kliniker schnell fest, dass ein praxisorientiertes Lehrbuch, das alle wesentlichen Aspekte zum Thema Bluttransfusion in sich vereint und gleichzeitig praktische Fragen des klinischen Alltages beantwortet, nur schwer zu finden ist. Deutschsprachige Lehrbücher richten sich vor allem an Transfusionsverantwortliche, Transfusions- und Qualitätsbeauftragte und sind somit meist ungeeignet für den jungen Assistenzarzt, der seine medizinische Laufbahn gerade erst beginnt.

Gemäß dem Vorwort des Buches, soll es sowohl fundiertes theoretisches Grundwissen vermitteln, als auch die klinische Anwendung mit ihren transfusionsmedizinischen “Alltagsproblemen“ berücksichtigen. Auf ein umfassendes Literaturverzeichnis wurde sehr großer Wert gelegt und so richtet sich das Buch gemäß der Autoren an den „Nicht-Transfusionsmediziner“, um die „Lücke zwischen Theorie und Praxis“ zu schließen.

Das Buch beinhaltet auf 270 Seiten und in 10 Kapiteln die verschiedensten Aspekte der Bluttransfusion, so z. B. Standardthemen wie „Allogene Blutkomponenten“ oder „Unerwünschte Transfusionswirkungen“ aber auch rechtliche Aspekte der Transfusion und die „Autologe Transfusion“. Zum Schluss werden in einem gesonderten Kapitel Besonderheiten bei den Zeugen Jehovas mit wichtigen Fragestellungen des klinischen Alltags zum Thema Transfusion erörtert.

Optisch ist das Buch verbesserbar, denn die Buchseiten – inklusive Tabellen und Abbildungen – sind ausschließlich in Schwarz-weiß mit unterschiedlichen Grauschattierungen gehalten. Wichtige Praxistipps im Text oder einzelne Aspekte in Tabellen und Abbildungen werden hierdurch schnell überlesen oder sind nur schwer zu erkennen (z. B. bei der Darstellung der Blutgruppenantigene und regulären Alloantikörper in den Abbildungen zur Auswahl geeigneter AB0-gleicher oder AB0-verträglicher Blutkomponenten).

Die einzelnen Kapitel sind für sich genommen übersichtlich strukturiert und didaktisch sehr gut aufgearbeitet, sodass es dem Leser leicht fällt, dem zu vermittelnden Lerninhalt zu folgen. Beim Lesen wird zudem schnell deutlich, dass auf die Darstellung unterschiedlicher Aussagen, unter Verwendung aktueller Studien- und Publikationsergebnisse, Wert gelegt wurde.

Eindeutig zu kurz kommt das Kapitel über das „Basiswissen Blutgruppenserologie“, dass insbesondere mit dem Abschnitt über die Blutgruppensysteme und ihrer Merkmale zusätzliche Verwirrung schafft, wenn dieses Kapitel ohne transfusionsmedizinisches Vorwissen gelesen wird.

Junge Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung werden vor allem die Kapitel „Allogene Blutkomponenten“ und „Unerwünschte Transfusionswirkungen“ aufgrund ihres klinischen Bezuges als hilfreich erachten. Der Anästhesist erfährt insbesondere im Kapitel „Transfusionsmanagement bei Notall- und Massivtransfusion“ sowie „Perioperative Hämotherapie bei Neugeborenen und Kindern“ wichtige und hervorragend aufgearbeitete Zusatzinformationen. Auch den Abschnitt zur maschinellen Autotransfusion mit den ausführlichen Erklärungen und der Darstellung des diskontinuierlichen und des kontinuierlichen Aufbereitungssystems, sucht man in anderen Lehrbüchern vergeblich. Schließlich gibt es Kapitel, die interdisziplinär ausgerichtet sind und vor allem jene Ärzte ansprechen, die sich zum Thema „Rechtskonforme Organisation und Durchführung hämotherapeutischer Maßnahmen“, „Autologe Transfusion“ und Patient Blood Management weiterbilden möchten.

Positiv fällt auf, dass viele Aussagen und Fragestellungen des Buches anhand aktueller wissenschaftlicher evidenzbasierter Literatur belegt und diskutiert werden. An wenigen Stellen jedoch schießen die Autoren über dieses Ziel hinaus: So etwa bei der Diskussion der transfusionsassoziierten Immunmodulation oder bei der Darstellung des Effektivitätsvergleiches autologer Verfahren. Infolge der Fülle von, teilweise widersprüchlichen Informationen und der umfangreichen Literaturangaben verliert sich der Leser leicht.