Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(1): 5-6
DOI: 10.1055/s-0034-1397594
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Neonatologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abnabelung – Frühe versus späte Abnabelung Frühgeborener

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Publication Date:
03 March 2015 (online)

Hintergrund: Der optimale Zeitpunkt der Abnabelung von Neugeborenen wird kontrovers diskutiert. Eine späte Nabelschnurdurchtrennung kann notwendige Reanimationsmaßnahmen verzögern, und es besteht das Risiko für eine kindliche Hypothermie, Polyzythämie und Hyperbilirubinämie. Neugeborene, die spät abgenabelt werden, benötigen hingegen seltener Bluttransfusionen und entwickeln seltener respiratorische Störungen, eine Eisenmangelanämie oder intraventrikuläre Blutungen. Elimian et al. untersuchen die kurzfristigen Vor- und Nachteile einer frühen bzw. verzögerten Abnabelung Frühgeborener.

Methoden: In die randomisierte kontrollierte US-Studie wurden zwischen 2008 und 2011 200 frühgeborene Einlinge (Gestationsalter 24 + 0 – 34 + 0 SSW) eingeschlossen. Bei 101 Kindern erfolgte das Abnabeln innerhalb von 5 Sekunden nach der Entbindung, und bei 99 Frühgeborenen wurde die Nabelschnur erst nach 30 Sekunden durchtrennt. In der Gruppe der späten Abnabelung war ein mehrmaliges Ausmelken der Nabelschnur Richtung Kind zulässig. Das primäre Outcome umfasste die Notwendigkeit von Bluttransfusionen (Indikation: Hämoglobin (Hb) < 10 g / dl oder symptomatische Anämie). Die sekundären Outcome-Parameter umfassten den initialen Hb- und Hämatokrit (Hkt)-Wert, die Rate intraventrikulärer Blutungen, die Häufigkeit respiratorischer Dysfunktionen sowie verschiedene andere, die neonatale und maternale Morbidität und Mortalität betreffende Faktoren.

Ergebnisse: Es zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen beiden Studiengruppen hinsichtlich der Transfusionshäufigkeit: 25 Kinder (25,3 %) mit später und 24 (23,7 %) mit früher Abnabelung erhielten mindestens eine Bluttransfusion (p = 0,8). Der durchschnittliche initiale Hb und Hkt waren hingegen bei den spät abgenabelten Kindern signifikant höher (1,4 ± 2,5 vs. 16,3 ± 2,3 g / dl; p = 0,001 bzw. 51,3 ± 7,3 vs. 47,4 ± 7,3; p = 0,001). In der Gruppe mit später Nabelschnurdurchtrennung erlitten 11 (11,1 %) und in der Gruppe mit unmittelbarer Abnabelung 20 (19,8 %) Kinder eine intraventrikuläre Blutung (p = 0,09). In der Subgruppe der Frühgeborenen mit einem Gestationsalter ≤ 26 SSW betrug die Hirnblutungsrate bei verzögerter Abnabelung 16,7 % und bei früher Abnabelung 62,5 % (p = 0,055). Verschiedene weitere neonatale Outcome-Parameter wie das Respiratory Distress Syndrome, die periventrikuläre Leukomalazie, die nekrotisierende Enterokolitis, die Frühgeborenenanämie sowie die Mortalität traten in den beiden Gruppen mit ähnlicher Häufigkeit auf.

Fazit

Eine Verzögerung der Nabelschnurdurchtrennung um 30 Sekunden führte zu keiner Abnahme der Transfusionshäufigkeit bei Frühgeborenen. Allerdings wurden der neonatale Hb und Hkt angehoben, ohne dass die Kinder eine Hypothermie, Polyzythämie, Hyperbilirubinämie oder respiratorische Störung entwickelten. Die Autoren empfehlen die Durchführung größerer Multicenter-Studien, um den möglichen Benefit einer noch späteren Abnabelung (> 1 Minute) zu evaluieren.

Dr. Judith Lorenz, Künzell