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DOI: 10.1055/s-0034-1397685
Sterblichkeitsrate – Ursachenspezifische Mortalität extrem unreifer Frühgeborener
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
22. April 2015 (online)

Hintergrund: Ende der 1980er Jahre des vergangenen Jahrhunderts verstarben extrem unreife Frühgeborene meist aufgrund schwerwiegender pulmonaler Störungen. Trotz steigender Überlebenschancen aufgrund verbesserter neonataler Behandlungsmöglichkeiten ist die Mortalität dieser Kinder jedoch weiterhin sehr hoch. Die US-amerikanische Arbeitsgruppe untersucht die Entwicklung der Sterblichkeitsrate sowie den Zeitpunkt und die Ursachen für das Sterben extrem unreifer Frühgeborener im Zeitraum zwischen 2000 und 2011.
Methoden: Es wurden prospektiv gewonnene Daten von 22 248 lebend geborenen, extrem unreifen Frühgeborenen (Gestationsalter 22 + 0 bis 28 + 6 SSW) der Jahre 2000–2003, 2004–2007 und 2008–2011 hinsichtlich der Gesamt- sowie der ursachenspezifischen Mortalität während der postpartalen Hospitalisation analysiert.
Ergebnisse: 6075 der in die Studie eingeschlossenen Frühgeborenen (27,3 %) starben während des postpartalen Klinikaufenthalts. Die verstorbenen Frühgeborenen waren durchschnittlich 2 Wochen jünger als die überlebenden (mittleres Gestationsalter bei Geburt 24,3 vs. 26,3 SSW; p < 0,001), und ihre Mütter hatten präpartal seltener Glukokorticoide erhalten (62,0 % vs. 87,6 %; p < 0,001). Von 2000 bis 2011 zeigte sich eine Zunahme der pränatalen maternalen Betreuung, der pränatalen Glukokorticoid-Applikation, der Sectio-Frequenz und der Rate der mittels Hochfrequenz-Ventilation beatmeten Kinder sowie eine Abnahme der Antibiotika-Behandlungen und der Rate von Frühgeborenen mit einer Körpertemperatur < 36 °C bei Aufnahme (jeweils p < 0,001). Die Häufigkeit einer Surfactant-Gabe änderte sich im Untersuchungszeitraum hingegen nicht (p = 0,63). Während zwischen 2000–2003 und 2004–2007 die Gesamtmortalität konstant blieb (275 Todesfälle/1000 Lebendgeburten; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 264–285 vs. 285/1000; 95 %-KI 275–295), zeigte sich im Zeitraum von 2008–2011 eine Verringerung der Mortalität um 9,6 % (258/1000; 95 %-KI 248–268; p = 0,003). Das mediane Alter der Frühgeborenen zum Todeszeitpunkt betrug in allen Zeitabschnitten 3 Tage. Zwischen 2008–2011 traten weniger Todesfälle aufgrund pulmonaler Ursachen (Atemnotsyndrom, bronchopulmonale Dysplasie) auf als in den Zeiträumen von 2000–2003 und 2004–2007 (68/1000; 95 %-KI 63–74 vs. 83/1000; 95 %-KI 77–90 vs. 84/1000; 95 %-KI 78–90; p = 0,002). Zwischen 2000–2003 und 2008–2011 zeigte sich zudem eine Abnahme der Mortalität aufgrund von Immaturität (p = 0,05), infektionsbedingter Komplikationen (p = 0,04) sowie zentralnervöser Schädigungen (p < 0,001), wogegen im selben Zeitraum eine Zunahme der Todesfälle aufgrund einer nekrotisierenden Enterokolitis (23/1000; 95 %-KI 20–27 vs. 30/1000; 95 %-KI 27–34; p = 0,03) zu verzeichnen war. Die häufigste Todesursache der in den ersten 12 Lebensstunden verstorbenen Frühgeborenen war im gesamten Untersuchungszeitraum die Unreife. Nach diesem Zeitpunkt waren Todesfälle überwiegend auf ein Atemnotsyndrom zurückzuführen.
Die Gesamtmortalität extrem unreifer Frühgeborener nahm im Zeitraum zwischen 2000 und 2011 um 9,6 % ab. Während pulmonale Störungen, Immaturität, Infektionen und zentralnervöse Schädigungen seltener für das Sterben der Kinder ursächlich waren, nahmen Todesfälle aufgrund einer nekrotisierenden Enterokolitis signifikant zu.
Dr. Judith Lorenz, Künzell