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DOI: 10.1055/s-0034-1397787
Editorial – Uns geht es besser als vor 20 Jahren und (zu) gut
Publication History
Publication Date:
25 June 2015 (online)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Tempus fugit und wenn man auf die letzten 20 Jahre Gastroenterologie in der Praxis zurückblickt, überwiegen die positiven Aspekte. Als sich 1995 in Köln eine kleine Gruppe niedergelassener Gastroenterologen traf, um sich zu organisieren, wurde noch darüber diskutiert, ob man nicht erst einmal lokal, d. h. auf den Bereich der KV-Nordrhein begrenzt, beginnen sollte. Ohne www und irgendwelche Adressdateien startete man als Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Gastroenterologen sogleich bundesweit.
Schon sehr früh kam der Gedanke einer Managementgesellschaft auf, aber die Zeit war noch nicht reif. Die zarte Pflanze gedieh zögerlich und zunächst ging es darum, alle potentiellen Mitglieder zu identifizieren. Hauptamtliche Gastroenterologen mussten von Nebenerwerbs-Gastroenterologen abgegrenzt werden. Aus der ANGED wurde der bng mit der klaren Zielsetzung der beruflichen Interessenvertretung. Mit der Einführung der Vorsorgekoloskopie 2002 kam ein großer Aufschwung. Gleichzeitig begann die wirtschaftliche Abhängigkeit von einem Untersuchungsverfahren, die heute vereinzelt bis zur Monokultur pervertiert ist.
Die Emanzipation der niedergelassenen Gastroenterologen im fachlichen wie im berufspolitischen Umfeld dauerte mehr als zehn Jahre. In der Fachgesellschaft nicht wahrgenommen, von der Hautevolee der Gastroenterologie als gescheiterte Kliniker eingestuft und in der KV eine schutzlose Minderheit als Appendix der Inneren Medizin bedurfte es der Beharrlichkeit einer aktiven Minderheit, das Blatt zu wenden.
Auf KV-Ebene galt es lokal den Stellenwert der Gastroenterologen mit ihren Besonderheiten deutlich zu machen. Wir leisten Handarbeit, können unsere Leistungen nicht delegieren und zudem sind Endoskopien nicht boombar. Wenn zudem vermittelbar wäre, dass eine qualifizierte ambulante Gastroenterologie in weiten Teilen der Gastroenterologie im Krankenhaus ebenbürtig ist und Krankenhausaufenthalte einsparen kann, sollte einer rosigen Zukunft nichts im Wege stehen.
Das Verhältnis zur Fachgesellschaft nähert sich der Augenhöhe, auch wenn man sich noch kein niedergelassenes Vorstandsmitglied oder gar einen niedergelassenen Präsidenten vorstellen kann. Dafür würde man gerne die Berufspolitik an uns übertragen, da unsere Expertise hier inzwischen unbestritten ist. Die GOÄ-Verhandlungen sind in guten Händen, aber die Einflussmöglichkeiten sind leider gering. Es ist dem bng gelungen fachlich, politisch und gesellschaftlich der ambulanten Gastroenterologie Anerkennung und Respekt zu verschaffen.
Wenn dann weniger als 20 Prozent der Mitglieder zu einer Jahrestagung mit einem ansprechenden wissenschaftlichen Programm und nahezu zum Nulltarif in eine attraktive Stadt kommen und weniger als die Hälfte der Tagungsteilnehmer der Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl beiwohnen, kommen mir Zweifel an dem Selbstverständnis der Kolleginnen und Kollegen.
Weder Sendungsbewusstsein noch Geltungsbedürfnis, sondern die Erkenntnis von Handlungsbedarf waren die ursprünglichen Triebfedern unseres berufspolitischen Engagements. Drohte der ambulanten Gastroenterologie vor 20 Jahren als Minderheit im KV-System Ungemach, sind es heute die aktuellen Bestrebungen der Politik, die nicht unterschätzt werden sollten. In einem System staatlich reglementierter Freiberuflichkeit, in dem sich die Politik ihrer Verantwortlichkeit entzieht und diese auf andere Ebenen verlagert, ist es wichtiger denn je, dass man sich positioniert und seine Ziele konsequent verfolgt. Sachdiskussion und Prinzipientreue sind ehrenwert, ich würde einer ergebnisorientierten Vorgehensweise unter Einbeziehung marktwirtschaftlicher Grundsätze den Vorrang geben.
Nicht nur die Bevölkerung altert, auch die Gastroenterologen. Die Generation 55+ hat das Feld bestellt, die Nachfolger ernten und haben noch nicht erkannt, dass eine gute Ernte nicht selbstverständlich ist. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr junge Kolleginnen und Kollegen in die Arbeit des bng einbringen, um ihre eigene Zukunft aktiv mit zu gestalten. In diesem Sinne wünsche ich dem neuen bng-Vorstand eine glückliche Hand und viel Erfolg.
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