Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(4): 157-158
DOI: 10.1055/s-0034-1397896
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Geburtshilfe
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Geburtsmodus – Wie kann die Sectiorate gesenkt werden?

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Publication Date:
26 August 2015 (online)

Hintergrund: Wie die meisten Industrienationen verzeichnet auch Kanada eine hohe Sectiorate. Chaillet et al. haben untersucht, ob mit Hilfe einer multidimensionalen klinischen Trainingsstrategie unter Berücksichtigung des maternalen und neonatalen Outcomes die Rate medizinisch unnötiger Kaiserschnitte gesenkt werden kann.

Methoden: An der Cluster-randomisierten QUARISMA-Studie nahmen zwischen 2008 und 2011 32 Kliniken der kanadischen Provinz Quebec teil. Das an der Indikationsstellung zum Geburtsmodus beteiligte medizinische Personal der 16 in die Interventionsgruppe randomisierten Kliniken absolvierte über einen Zeitraum von 1,5 Jahren ein von der kanadischen Fachgesellschaft initiiertes und supervidiertes standardisiertes Trainingsprogramm, das die Etablierung des bestmöglichen geburtshilflichen Vorgehens zum Ziel hatte. In den 16 der Kontrollgruppe zugeordneten Kliniken erfolgte keine solche Intervention. Die Daten aller Schwangeren, die innerhalb eines Jahres vor (n = 53 086) bzw. nach (n = 52 265) der Interventionsperiode entbundenen worden waren, wurden ausgewertet.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Abnahme der Sectiorate (von 22,5 % auf 21,8 % vs. von 23,2 % auf 23,5 %). Es errechnete sich eine adjustierte OR für die Veränderung im Zeitverlauf von 0,90 (95 %-CI 0,80-0,99; p = 0,04) und eine adjustierte absolute Risikodifferenz von -1,8 % (95 %-CI -3,8 bis -0,2). Während sich im Kollektiv der Hochrisiko-Schwangerschaften kein signifikanter Effekt zeigte (p = 0,35), ließ sich bei Schwangerschaften mit geringem Risiko in der Interventionsgruppe eine signifikante Abnahme der Sectiorate nachweisen (adjustierte Risikodifferenz -1,7 %; 95 %-CI -3,0 bis -0,3; aOR 0,80; 95 %-CI 0,65-0,97; p = 0,03). Mit Ausnahme von Bluttransfusionen, die in der Interventionsgruppe signifikant häufiger notwendig wurden (aOR 1,70; 95 %-CI 1,18-2,43; p = 0,004), war die maternale Morbidität in beiden Gruppen ähnlich. Schwere neonatale Komplikationen traten in der Interventionsgruppe signifikant seltener auf (aOR 0,81; 95 %-CI 0,66-0,98; p = 0,03; adjustierte Risikodifferenz -0,7 %; 95 %-CI -1,3 bis -0,1).

Fazit

Mit Hilfe des evidenzbasierten Trainingskonzepts konnte ohne gleichzeitige Zunahme der maternalen und neonatalen Morbidität und Mortalität eine geringfügige aber signifikante Senkung der Sectiorate erreicht werden. Insbesondere Schwangere mit niedrigem Risiko profitierten von diesem Effekt.

Dr. Judith Lorenz, Künzell