Pneumologie 2015; 69 - V387
DOI: 10.1055/s-0035-1544613

Retentionspneumonie bei Lungenkarzinom – Inzidenz und prädiktiver Wert der bronchoskopischen Infektionsdiagnostik

O Kopeleva 1, P Parschke 1, S Wallis 1, S Bohnet 1, D Drömann 1, K Dalhoff 1
  • 1Universität zu Lübeck

Die Entwicklung einer poststenotischen Pneumonie zählt zu den ernsten Komplikationen eines Lungenkarzinoms und kann den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Kontrastierend zur Bedeutung dieser Pneumonieform liegen nur wenige Daten zu Ätiologie und Prognose vor, sodass kaum evidenzbasierte Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie existieren.

Wir untersuchten 80 Patienten m: 70,6 Jahre, m: 62%, w: 38%) mit neu diagnostizierten pulmonalen Raumforderungen (SCLC: 28%, NSCLC: 68%, Sonstige: 16%). Im Rahmen der bronchoskopischen Erstuntersuchung wurden tumorbedingte Stenosen im Bronchialsystem dokumentiert und aus den poststenotischen Arealen Bronchialaspirat im Rahmen einer Mini-BAL zur mikrobiologischen Untersuchung gewonnen. Die Erregerspektren bei florider bronchopulmonaler Infektion sowie bei bronchialer Besiedlung wurden mit quantitativer Keimzahlbestimmung erfasst; der prädiktive Wert einer Kolonisation mit potentiell pathogenen Mikroorganismen (PPM) wird im Verlauf geprüft.

Bei 34% des Patientenkollektivs war das Bronchialsystem ohne nachweisbaren Infekt mit PPM besiedelt. In 36% der Fälle zeigte sich im Rahmen der Erstuntersuchung oder im Therapieverlauf ein bronchopulmonaler Infekt, davon 41% mit Keimnachweis.

Eine relevante endobronchiale Stenose war mehrheitlich mit Infektionen assoziiert (35% Infekt bei Patienten mit Stenose; 10% ohne Stenose). Das Erregerspektrum umfasst insgesamt 16% grampositive, 78% gramnegative, 3% sonstige Erreger; davon 5% multiresistente bakterielle Isolate.

Eine bronchiale Kolonisation mit PPM findet sich kulturell bei jedem dritten Patienten mit Lungencarcinom, in 36% tritt eine akute Infektion auf. Diese ist mehrheitlich mit makroskopischer Stenosierung assoziiert. Das Erregerspektrum ist außergewöhnlich breit. In der kalkulierten Therapie sollten Enterobakterien, Staphylococcus aureus und Hämophilus influenzae berücksichtigt werden, bei Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren auch Pseudomonas aeruginosa.