Suchttherapie 2015; 16(03): 136-144
DOI: 10.1055/s-0035-1545275
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

SMOKE-IT! – Unterstützung zur Veränderung der Drogenapplikationsform

SMOKE-IT! – Support to Change the Application Form of Drug Use
H. Stöver
1   Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4 „Soziale Arbeit und Gesundheit“
,
D. Schäffer
2   Deutsche AIDS Hilfe
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2015 (online)

Zusammenfassung

Ziele der Studie: Trotz immenser und erfolgreicher Anstrengungen den riskanten Konsum von Opiaten durch Prävention und Behandlungsmöglichkeiten zu reduzieren, muss konstatiert werden, dass sich viele Heroinkonsumenten, die ihre Substanzen intravenös konsumieren, einem erheblichen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko aussetzen. Im Rahmen des Forschungsprojekts SMOKE-IT! wurde untersucht, inwieweit die Bereitschaft zur Veränderung der Drogenapplikationsform (von intravenös zu inhalativ) mittels neuartiger Konsumutensilien sowie medialer Angebote (Flyer, Poster) und personaler Interventionen (Ansprache) gefördert werden kann.

Methodik: SMOKE-IT! wurde als multizentrische Studie in Drogenkonsumräumen der Städte Frankfurt (2), Berlin, Dortmund, Hamburg und Bielefeld durchgeführt: Die Teilnehmer erhielten SMOKE-IT!-Packs in Form eines Klarsichtbeutels, der Rauchfolien enthielt, die ausschließlich für den Heroinkonsum hergestellt werden sowie Medien (Flyer, Postkarte) mit bebilderten Informationen zum Rauchkonsum. Die quantitative Datenerhebung erfolgte mithilfe eines schriftlichen Fragebogens zu 3 verschiedenen Zeitpunkten (T1, T2, T3) von April bis August 2012.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 165 Fragebögen ausgewertet. 141 Teilnehmer konnten zum Zeitpunkt T2 wiederbefragt werden (Wiedererreichungsquote 85,5%). Zum Zeitpunkt T3 nahmen noch 89 Personen teil (54,0%). Die Befragten waren überwiegend männlichen Geschlechts (77,0%) und im Mittel 34,7 Jahre alt.

Bis auf sehr wenige Ausnahmen verfügten die Befragten über Erfahrungen mit der inhalativen Aufnahme von Heroin (96,8%). Die weit überwiegende Mehrheit favorisierte die Folien des SMOKE-IT!-Packs (82,5%). Zwei Drittel der Stichprobe (65,3%) nutzten die SMOKE-IT!-Folien für den inhalativen Konsum des Opiats statt zu injizieren. Fast 6 von 10 (58,9%) gaben als Grund an, dass diese Form des Konsums (rauchen) gesünder sei als das Injizieren.

Schlussfolgerungen: Die Daten zeigen, dass durch gezielte mediale und personale Interventionen in Verbindung mit der Bereitstellung attraktiver Konsumutensilien bei Opiatkonsumenten die Bereitschaft zu einer Veränderung der Konsumform gefördert werden kann. Die Tatsache, dass vier Fünftel aller Befragten angaben, dass sie die SMOKE-IT!-Folien auch zukünftig nutzen würden, sofern ein entsprechendes Angebot verfügbar wäre, lässt nur die Empfehlung zu, dass alle Drogenhilfeeinrichtungen ihre Angebote des Spritzentauschs um die Bereitstellung von Rauchfolien erweitern sollten.

Abstract

Goals: Despite immense and successful achievements to reduce the risky consumption of opioids by treatment and prevention, many heroin user, who use their drug intravenously, put themselves at risk of morbidity and mortality. Within the research project SMOKE-IT! it has been evaluated, in how far the readiness for a change in the mode of application (from intravenous to inhalative) by new media offers (flyer, poster, postcards) and by personal interventions can be supported.

Methods: SMOKE-IT! has been designed as multi-center study in drug consumption rooms in the cities of Frankfurt (2), Berlin, Dortmund, Hamburg und Bielefeld. The participants got SMOKE-IT-packs in the form of a transparent bag, containing smoking foils, which have been produced exclusively for heroin use and media (flyer, postcards) with information on the inhalative consumption. The quantitative data procession had been done via a written questionnaire at 3 different points (T1, T2, T3) from April to August 2012.

Results: All in all 165 questionnaires have been analyzed. 141 participants could be reached at T2 (re-attainment rate 85.5%). At T3 89 persons have been reached (54.0%). Interviewees were predominantly male (77.0%) and on the average 34.7 years old.

With few exceptions interviewees reported about experiences with inhalative consumption of heroin (96.8%). The majority was in favour of the foils of the SMOKE-IT!-packs (82.5%). Two thirds of the sample (65.3%) were using the SMOKE-IT!-foils for the inhalative consumption of the opioid, instead of injecting. Almost 6 out of ten participants (58.9%) reported that inhalation was much more healthier than injecting.

Conclusion: Data show that by focused medial and personal interventions in combination with the provision of attractive consumption devices opioid users can be motivated towards a change of the pattern of consumption. Given the fact that four fifth of all interviewees reported to use SMOKE-IT-foils also in the future as long as there is a provision, leads to the recommendation that all drug services should also provide smoking foils.