Psychother Psychosom Med Psychol 2015; 65(07): 268-272
DOI: 10.1055/s-0035-1547226
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Institutionelle Prävalenz und Kontext schwerer Schlafstörungen bei Patienten in psychosomatischer Rehabilitation

Institutional Prevalence and Context of Severe Sleep Disorders in Psychosomatic Rehabilitation
Michael Linden
1   Abteilung für psychische und psychosomatische Störungen am Rehabilitationszentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung Bund, Teltow/Berlin und Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publikationsverlauf

eingereicht 06. November 2014

akzeptiert 29. Januar 2015

Publikationsdatum:
24. März 2015 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Bei Syndromen wie Burnout, Chronic Fatigue, Depression, Somatisierung, Überforderungsgefühlen oder Leistungsproblemen ist ätiologisch immer auch an Schlafstörungen zu denken. Solche Problemstellungen finden sich besonders häufig in psychosomatischen Rehabilitationskliniken. Auf diesem Hintergrund ist das Ziel der vorliegenden Studie eine Abschätzung der Häufigkeit und Bedeutsamkeit schwerer und damit therapiebedürftiger Schlafstörungen in dieser Patientenpopulation.

Methode: Es wurden 1 325 unausgelesene Patienten einer Rehabilitationsklinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen mit dem PSQI untersucht und zusätzlich bezüglich ihres klinischen, sozialen und beruflichen Status befragt.

Ergebnisse: Bei der stationären Aufnahme wiesen 13,4% der Patienten einen PSQI Wert von maximal 5 auf (keine Schlafstörung), 34,6% hatten einen Wert zwischen 6 und 10 (relevante Schlafstörung) und 52,1% von 11 oder mehr (schwere Schlafstörung). Zum Ende der Behandlung fand sich trotz deutlicher Abnahme der Schlafstörungen weiterhin eine Rate von 32,7% der Patienten mit einem PSQI-Wert von 11 oder mehr.

Schlafstörungen waren assoziiert mit einem höheren Psychopathologiewert, mit dem Alter, weiblichen Geschlecht, geringeren Bildungs- und Sozialschichten und einer erhöhten Rate an Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit.

Schlussfolgerungen: Psychische Störungen können zu Schlafstörungen und Schlafstörungen zu psychischen Störungen und Leistungsminderung führen und negativ miteinander interagieren. Die hohe Rate an schweren, abklärungs- und behandlungsbedürftigen Schlafstörungen bei Patienten in der stationären psychosomatischen Rehabilitation zeigt, dass dieses Problem hinsichtlich Diagnostik und Therapie gezielte Aufmerksamkeit finden sollte und die Ausstattung der Kliniken und die Qualifizierung des Personals dem gerecht werden müssen.

Abstract

Background: In cases of burnout, chronic fatigue, depression, somatization, overtaxation, or impairment in wellbeing and work capacity, the cause can be sleep problems. Goal of the present study was to estimate the prevalence of sleep problems in psychosomatic inpatients.

Method: Included were 1325 unselected patients from a psychosomatic rehabilitation hospital. They filled in the SCL-90, the PSQI and were assessed in respect to their clinical, social and occupational status.

Results: At admission 13.4% of patients had a PSQI score of 5 at maximum (no sleep problem), 34.6% 6 to 10 (moderate sleep problem) und 52.1% over 10 (severe sleep problem). At discharge there was a reduction of sleep problems with 32.7% of patients over 10. Sleep problems were significantly associated with more severe mental problems, older age, women, lower socioeconomic status, and also incapacity to work or early retirement.

Conclusions: Mental disorders can cause sleep problems and sleep problems mental disorders and incapacity to work, with a negative interaction. The high rate of severe sleep problems in rehabilitation patients shows that this problem is in need of special diagnostic and therapeutic attention. Also, the equipment of hospitals and the qualification of therapists should allow adequate care.