Journal Club AINS 2015; 4(1): 48-51
DOI: 10.1055/s-0035-1548552
Leitlinien in der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prolongiertes Weaning – Die neue S2k-Leitlinie

Johannes Bickenbach
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Publication Date:
27 March 2015 (online)

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Die steigende Zahl beatmeter Patienten auf Intensivstationen wirkt sich auf die Respiratorentwöhnung aus [1], die mit einem Anteil von > 50 % der gesamten Beatmungsdauer eine zentrale Rolle einnimmt. Dies ist ein zunehmendes Problem, und bis zum Jahr 2020 ist mit einem dramatischen Anstieg der Fälle im Vergleich zum Jahr 2000 zu rechnen. Es betrifft somit auch Intensivpatienten im prolongierten Weaning, bei denen die Beatmungsentwöhnung äußerst komplex und langwierig ist. Vor diesem Hintergrund hilft die nun vorliegende S2k-Leitlinie, die Versorgungsstrukturen für eine hohe Behandlungsqualität dieser Patientengruppe vorzugeben. Im folgenden Artikel werden relevante, aber auch während des Erstellungsprozesses kontrovers diskutierte Aspekte dargestellt.

Kernaussagen

  • Für die Beatmungstherapie muss die zugrunde liegende Ursache bekannt sein.

  • Die Beatmungsentwöhnung sollte so früh wie möglich begonnen werden.

  • Die internationalen Definitionskriterien für die Beatmungsentwöhnung bilden v. a. die Komplexität des prolongierten Weanings nicht ab. Die Leitlinie identifiziert innerhalb dieser Gruppe weitere Behandlungskriterien, die für den Erfolg oder Misserfolg der Beatmungsentwöhnung wichtig sind.

  • Nicht invasive Beatmung nimmt im prolongierten Weaning eine wichtige Stellung ein.

  • Die adjunktive Maßnahme der Bluttransfusion wurde kontrovers diskutiert und nicht abschließend bewertet, weil klinische Studien fehlen.

  • Prolongiertes Weaning erfordert Kompetenzen, Strukturen und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin; prolongiertes Weaning ist ein interdisziplinärer Behandlungsauftrag, in dem anästhesiologische Intensivmediziner und Pneumologen eine gemeinsame Aufgabe wahrnehmen sollten.