Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219(02): 68
DOI: 10.1055/s-0035-1548757
Leserbrief
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Die Möglichkeiten der nichtinvasiven Pränataldiagnostik erfordern eine umfassende gesellschaftliche Diskussion

K. Zerres
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Publication Date:
22 April 2015 (online)

Non-invasive Genetische Pränatale Testung – ein ethischer Diskurs, ZGN 2014; 218: 238–241

Die verfügbaren Möglichkeiten der nicht invasiven Pränataldiagnostik (NIPT), die auf der Analyse fetaler DNA im mütterlichen Blut basiert, hat zu einer breiten öffentlich Diskussion geführt, jüngste Beispiele hierfür sind 2 große Beiträge von Ulrich Bahnsen in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT (Der Test, 22.1.2015 und Wie sicher ist sicher genug?, 12.2.15).

Da diese neuen Verfahren die Pränataldiagnostik grundlegend verändern werden, ist es sehr zu begrüßen, dass diese Diskussion auch in der Ärzteschaft umfassend geführt wird. Ein Podiumsgespräch über ethische Fragen bei der NITP fand bei einem Symposium der „Stiftung für das behinderte Kind“ am 6.12.2013 in Berlin statt. Professor J.W. Dudenhausen, der wie nur wenige andere die Entwicklungen auf dem Gebiet der pränatalen Diagnostik und ihre Bedeutung in der Praxis über Jahrzehnte beobachtet und begleitet hat, hat sich dankenswerter Weise der Aufgabe gestellt, grundsätzliche Überlegungen hierzu zusammenzufassen.

Diese Darstellung, die sich inhaltlich an der von Prof. Dudenhausen organisierten Veranstaltung orientiert hat, bleibt in einzelnen Aspekten dieses umfassenden Themenkomplexes, wie z. B. in der Frage der Indikationsstellung für die neuen Verfahren, jedoch vage.

Für die ethische Beurteilung der neuen Technologien sollten m.E. jedoch gesellschaftliche Entwicklungen in größerer Breite berücksichtigt werden. Nichtinvasive Pränataldiagnostik berührt die grundsätzlichen Frage des Umgangs mit genetischen Daten in einer Informationsgesellschaft, in der diese immer leichter und umfassender verfügbar gemacht werden können. Vergleichbare Überlegungen betreffen die zunehmenden Möglichkeiten der prädiktiven oder präkonzeptionellen Heterozygotentestung.

In meinem Beitrag „Nicht-invasive genetische Pränataldiagnostik – eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung“ in dieser Ausgabe der ZGP habe ich versucht, ergänzende Aspekte dieser Diskussion aufzuzeigen, um deutlich zu machen, dass die verfügbaren neuen diagnostischen Möglichkeiten eine Herausforderung darstellen, der sich nicht nur die Medizin stellen muss. Der Beitrag soll vor allem als Ergänzung zu den Ausführungen Darlegungen des Beitrages von Dudenhausen verstanden werden.