Psychother Psychosom Med Psychol 2015; 65(09/10): 339-344
DOI: 10.1055/s-0035-1548833
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Thematisierung des Kinderwunsches und der Fertilität in der Hämato-Onkologie – eine qualitative Ärztebefragung

Discussing Fertility and the Desire to have a Child in Hemato-Oncology – A Qualitative Survey
Dorit Buske
1   Krankenhaus Grimma
,
Annekathrin Sender
2   Department für Psychische Gesundheit, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie & Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Diana Richter
2   Department für Psychische Gesundheit, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie & Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Elmar Brähler
2   Department für Psychische Gesundheit, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie & Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
Kristina Geue
2   Department für Psychische Gesundheit, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie & Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig
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Publikationsverlauf

eingereicht 25. August 2014

akzeptiert 10. März 2015

Publikationsdatum:
25. Juni 2015 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Krebspatienten im jungen Erwachsenenalter haben oftmals noch einen Kinderwunsch, welcher durch die Erkrankung und gonadotoxische Behandlungen gefährdet werden kann. Aufgabe der behandelnden Onkologen ist es, über Fertilitätseinschränkungen und -protektionen aufzuklären.

Methode: Zur Arzt-Patienten-Kommunikation bezüglich Kinderwunsch und Fertilität wurden 25 halbstrukturierte Interviews mit hämato-onkologisch tätigen Ärzten (15 Männer) durchgeführt, transkribiert und entsprechend der Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Die Onkologen gaben an, dass Sie in den Arzt-Patienten-Gesprächen die Abklärung des Kinderwunsches; mögliche Fertilitätseinschränkung; Fertilitätsprotektionen und deren Ablauf; Weitervermittlung und Sexualität/Verhütung während der Therapie thematisieren. Die Mehrheit (N=19) spricht nach eigenen Aussagen den Kinderwunsch direkt im Erstgespräch bzw. der Behandlungsaufklärung an. Insgesamt 14 Onkologen gaben ausreichende Kenntnisse zu Fertilitätsprotektionen an. Zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Gespräche wünschten sich die Onkologen mehr Informationen zu Fertilitätsprotektionen (N=10) und Patienteninformationsbroschüren (N=11).

Diskussion: Die Thematisierung des Kinderwunsches und der Fertilität bei jungen Krebspatienten nimmt in der Hämato-Onkologie bereits eine hohe Priorität ein. In weiterführenden Studien sollte die Kommunikation aus Patientensicht analysiert und Patientenwünsche diesbezüglich ermittelt werden.

Abstract

Objectives: Adolescent and young adult patients in hemato-oncology have often not fulfilled their desire to have a child, which is threatened by the malignancy and it’s treatment. The oncologists have to inform their patients about possible infertility and fertility preservation.

Methods: 25 oncologists were interviewed to discuss the desire to have a child and fertility issues with the patients. Afterwards the semi-structured interviews were transcribed and analyzed according to the qualitative content analysis of Mayring.

Results: The following issues could be identified in the interviews: current desire to have a child; possible threat of fertility; fertility preservation and their implementation; contact to a reproduction facility; sexuality and contraception during therapy. Most of the oncologists (n=19) stated to discuss the fertility aspects in the first session. 14 oncologists stated that they have enough knowledge about fertility preservation. To improve the conditions for a discussion the oncologists wished to have more information (n=10) or patient leaflets (n=11) about fertility preservation.

Discussion: Addressing the desire to have a child and fertility aspects of adolescent and young adult patients in hemato-oncology have already a high priority. Further studies should analyze the discussion from patient perspective and determine patient needs in this regard.