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DOI: 10.1055/s-0035-1550038
Lymphangiom der Zunge
Lymphangioma of the TonguePublication History
Publication Date:
02 July 2015 (online)
Kasuistik
Wir berichten über den Fall eines 15-jährigen Mädchens mit einer seit Kindheit bestehenden, unklaren chronischen Makroglossie. Diese verursachte eine Dysglossie und eine Zahnfehlstellung im Sinne einer Prognathie des Oberkiefers. Aufgrund der Größe der Zunge war der Schluckakt erschwert. Zudem konnte die Patientin lediglich mit offenem Mund kauen. Dysgeusie oder Dyspnoe traten nicht auf, jedoch litt die Patientin nachts unter einer Rhonchopathie mit Mundatmung. Insgesamt war sie im Alltag aber nach eigenen Angaben durch die vorliegende Makroglossie nur wenig eingeschränkt.
Die Patientin zeigte im Lokalstatus eine Makroglossie, welche insbesondere im antero-lateralen Drittel beidseits der Zunge vorhanden war. Die Zahnstellung wies eine Fehlstellung im Bereich des anterioren Oberkiefers im Sinne einer Prognathie auf ([Abb. 1]).
Als bildgebende Diagnostik wurde eine Sonografie durchgeführt, welche gemäß Ultraschallkriterien den Verdacht auf ein Lymphangiom ohne Hinweis auf ein Hämangiom ergab. Bei übersichtlichem Lokalbefund wurde auf eine Biopsie verzichtet, insbesondere da eine komplette Exzisionsbiopsie in toto angestrebt wurde.
Aufgrund der nur milden Symptomatik wurde in der früheren Kindheit von einer Therapie abgesehen. Eine Behandlung wurde schließlich im Alter von 15 Jahren diskutiert. Die Therapie erfolgte dann durch eine operative v-förmige Verkleinerungsplastik der anterioren Zunge im Sinne einer „anterior wedge resection“. Dabei wurde unter Schonung der Äste des N.hypoglossus ein Keil von 3,5 cm Länge median im anterioren Zungendrittel mittels monopolarem Elektromesser reseziert. Nach der Blutstillung wurden anschließend die Muskulatur und die Schleimhaut 3-schichtig vernäht.
Histologisch zeigte sich ein Lymphangiom des Zungenkörpers in Form eines zystischen Hygroms (s. Pfeil in[Abb. 2]). Makroskopisch erfolgte die Resektion vollständig, nicht aber gemäß dem histopathologischen Befundbericht. Aus funktionellen Gründen wurde bei vorliegender histologischer Diagnose auf eine Nachresektion verzichtet.
Ab dem dritten postoperativen Tag wurde mit flüssiger Nahrungsaufnahme begonnen. Am fünften postoperativen Tag zeigte sich eine zunehmende Wunddehiszenz im anterioren Nahtbereich, sodass ein Revisionseingriff mit Anfrischen der Wundränder und erneuter 3-schichtiger Zungennaht am achten postoperativen Tag erfolgte. Die klinische Verlaufskontrolle nach 5 Monaten zeigte eine Patientin mit einer Verbesserung der Artikulation, der Zungenbeweglichkeit und des Schluckakts. Zudem sistierte die nächtliche Mundatmung ([Abb. 3]).