Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - O1_4
DOI: 10.1055/s-0035-1550166

Assoziation zwischen Telomerlänge und Muskelmasse in der Berliner Altersstudie II (BASE-II)

A Meyer 1, B Salewsky 2, E Steinhagen-Thiessen 1, K Norman 1, I Demuth 1, 2
  • 1Charité-Forschungsgruppe Charité am EGZB – Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • 2Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund: Der altersbedingte progressive Muskelverlust ist ein wachsendes Problem in unserer alternden Gesellschaft. Einhergehend mit der Verminderung der physischen Fähigkeiten, erhöhtem Sturzrisiko, Minderung der Lebensqualität und Selbstständigkeit im Alter führt dieser zu einem erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung [1 – 3]. Die Telomerlänge wird als Marker für das biologische Alter und altersassoziierte Erkrankungen vermehrt diskutiert [4]. Die Beziehung zwischen der Abnahme von Muskelmasse und Telomerlänge wurde bisher kaum untersucht.

Methoden: Hier wurde die Beziehung zwischen der Magermasse anhand verschiedener Parameter und der relativen Telomerlänge (rLTL) von 1,398 Teilnehmern der Berliner Altersstudie II (mittleres Alter 68,18 ± 3,66 Jahre, 49,6% Männer) untersucht. Die Bestimmung der Telomerlängen von Leukozyten erfolgte mittels Real Time-PCR. Parameter der Körperzusammensetzung wurden mithilfe der Doppelröntgen-Absorptiometrie (DXA) geschätzt und als Magermasse in den Beinen (LLM), absolute appendikuläre Magermasse (ALM), und nach Korrektur von ALM für die Körpergröße (ALM/ht2) und den Body-Mass-Index (ALMBMI) untersucht.

Ergebnisse: Hoch signifikante Korrelationen wurden zwischen rLTL (p < 0,001) und ALM (r = 0,248), ALMBMI (r = 0,251), ALM/ht2 (r = 0,207), und LLM (r = 0,263) gefunden. Assoziationen blieben auch nach stufenweiser Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI, geringgradige Inflammation, Lebensstilfaktoren und Morbiditätslast für alle untersuchten Muskelparameter signifikant, mit Ausnahme von ALM/ht2.

Schlussfolgerung: Kurze Telomere sind mit einer geringen Magermasse assoziiert. Unsere Ergebnisse zeigen auf, dass rLTL ein potenziell unabhängiger Risikofaktor für den Verlust der Muskelmasse darstellen könnte. Der Zusammenhang zwischen Telomerverkürzung und progressivem Verlust der Muskelmasse, sollte in Kombination mit der physischen Funktionalität im longitudinalen Kontext weiter untersucht werden. Der relevante Einfluss des Körpergewichts auf die Muskelmasse sollte hierbei berücksichtigt werden.

Sponsoren: Die Studie wurde gefördert von Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Literatur:

[1] Evans, What is sarcopenia? J Gerontol A Biol Sci Med Sci, 1995.

[2] Lauretani et al., Age-associated changes in skeletal muscles and their effect on mobility: an operational diagnosis of sarcopenia. J Appl Physiol (1985), 2003.

[3] Janssen, et al., Low relative skeletal muscle mass (sarcopenia) in older persons is associated with functional impairment and physical disability. J Am Geriatr Soc, 2002.

[4] Muezzinler et al., A systematic review of leukocyte telomere length and age in adults. Ageing Res Rev, 2013.