Aktuelle Ernährungsmedizin 2015; 40 - P4_7
DOI: 10.1055/s-0035-1550221

Entwicklung evidenzbasierter Ernährungsempfehlungen für Patientinnen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS)

S Rank 1, B Blumenschein 1, M Smollich 1
  • 1Mathias Hochschule Rheine, Clinical Nutrition

Einleitung: Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist mit einer Prävalenz von ca. 10% eine der häufigsten endokrinologischen Erkrankungen bei prämenopausalen Frauen. Die Symptomatik ist durch chronische Anovulation, polyzystische Ovarien und Hyperandrogenismus gekennzeichnet, doch zunehmend wird auch die pathophysiologische Bedeutung der begleitenden Glukoseverwertungsstörung erkannt: So kommt es durch Insulinresistenz und kompensatorische Hyperinsulinämie zu einer weiteren Steigerung der ovariellen Androgenproduktion. Die aktuellen Leitlinien empfehlen daher eine kalorienreduzierte Ernährungsform, ohne diese jedoch zu konkretisieren. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, erstmals konkrete, evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen für PCOS-Patientinnen zu entwickeln, die auf diese Weise zur Prognoseverbesserung beitragen können.

Methoden: Unter Anwendung definierter Ein- und Ausschlusskriterien wurde eine systematische Literaturrecherche zu ernährungstherapeutischen Interventionen bei PCOS-Patientinnen in den Datenbanken CINAHL, PubMed und The Cochrane Library durchgeführt. Die Qualität der verfügbaren Studiendaten wurde entsprechend der Studienart gemäß CONSORT-, PRISMA- und STROBE-Statement beurteilt. Aus den so erhaltenen Ergebnissen wurden konkreten Ernährungsempfehlungen abgeleitet, die eine erfolgversprechende Umsetzung in die therapeutische Praxis erlauben.

Ergebnisse: Insgesamt konnten acht Studien mit insgesamt 418 PCOS-Patientinnen ausgewertet werden. Die Ernährungsinterventionen bestanden aus unterschiedlich konzipierten, kohlenhydratreduzierten und proteinreichen Ernährungsformen, die teilweise durch Supplemente ergänzt wurden. Unter Berücksichtigung dieser Studienergebnisse konnten detaillierte Ernährungsempfehlungen abgeleitet werden, um die PCOS-Prognose optimal zu gestalten. Diese Empfehlungen zielen nicht ausschließlich auf eine Gewichtsreduktion ab, sondern liefern eine Nährstoffzusammensetzung, die im Rahmen einer dauerhaften Ernährungsweise zur deutlichen Verbesserung des androgenen Profils beitragen kann. Für die detailliertere Umsetzung dieser Ernährungsempfehlungen in der Praxis wurde eine Handreichung für Ärzte, Ernährungsfachkräfte und Patientinnen erstellt.

Schlussfolgerung: Auf Basis der aktuellen Studienlage lassen sich konkrete Ernährungsempfehlungen für PCOS-Patientinnen ableiten, die sinnvoll in das therapeutische Gesamtkonzept integriert werden können. Die klinische Evaluation der hier vorgeschlagenen Ernährungsempfehlungen einschließlich relevanter Endpunkte wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.

Interessenkonflikte: keine