Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A3
DOI: 10.1055/s-0035-1551577

Weltweit erste Behandlung eines PPROM in der 22. SSW mit kontinuierlicher Amnioninfusion mit intraamnialer Surfactant- und Antibiotika-Gabe über ein perinatales Portsystem – ein Fallbericht

J Conrad 1, C Scheler 1, R Haase 2, M Tchirikov 1
  • 1Universitätsklinik Halle – Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin
  • 2Universitätsklinik Halle – Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin

Fragestellung: Kann mit der Anlage eines subcutan implantierten Portsystems zur Gabe einer intrauterinen kontinuierlichen physiologischen Amnionersatzlösung unter Hinzunahme von Surfactant die Schwangerschaft bei vorzeitigem Blasensprung (PPROM) prolongiert und das fetale Outcome verbessert werden?

Methodik: Nach Sicherung eines vorz. Blasensprungs bei einer Patientin nach 21+ 3 SSW erfolgte die Übernahme in unsere Klinik bei 24+3 SSW. Sonographisch zeigte sich ein Anhydramnion bei einem fetalen Schätzgewicht von 485 g < P.5. Nach positivem Ethikvotum wurde ein subcutanes Portsystem „TCHIRIKOV prenatal Port-System“ zur kontinuierlichen intraamnialen Auffüllung angelegt. Es wurde eine spezielle hypotonische Amnionersatzlösung kombiniert mit Surfactant (54 mg/d) und Clarithromycin (500 mg/d) über einen Infusiomaten (2400 ml/d) verwendet. Supportiv wurde die Patientin systemisch mit Ampicillin und oral mit Clarithromycin behandelt.

Ergebnisse: Die Schwangerschaft konnte bis zur 26+5 SSW prolongiert werden. Aufgrund einer verstärkten vaginalen Blutung wurde die Patientin per Sectio caesarea von einem eutrophen Mädchen entbunden: Gewicht 920 g (P.53); Kopfumfang 24,5 (P.40); Körperlänge 34 cm (P.40); APGAR 7/6/8; NapH 7,37; NvpH 7,44. Das Kind konnte nach initialer Stabilisierung der Atmung mit einer prophylaktischen Surfactantgabe und Anlage einer pharyngealen Atemhilfe und unauffälligen Infektionsparametern (CRP: < 1,0 mg/l; IL-6: 23,4 pg/ml) kreislaufstabil in unsere Neonatolgie verlegt werden. Das Mädchen entwickelte sich bis auf zwei Infektionsepisoden im Rahmen einer Frühgeburtlichkeit und einen offenen Ductus arteriosus unauffällig und konnte bereits nach 43 Tagen in die ambulante Versorgung entlassen werden.

Schlussfolgerung: Eine Behandlung eines PPROM mit Anhydramnion konnte durch die weltweit erste Kombinationstherapie mit spezieller Amnionersatzlösung, Antibiotikagabe und erstmals intraamnialer Surfactantgabe erfolgreich durchgeführt werden. Zur weiteren Beurteilung der kombinierten „flash out“ Methode sind multizentrische randomisierte Studien geplant.