Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - A6
DOI: 10.1055/s-0035-1551580

Das therapeutische Vorgehen bei einer Anti-c induzierten fetalen Anämie im Perinatalzentrum Level 1

D Nawrath 1, S Seeger 2, M Tchirikov 1, V Thäle 1
  • 1Universitätsklinikum Halle: Universitätsklinikum und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Perinatalzentrum Level 1, Halle (Saale)
  • 2Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara: Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum Level 1, Halle (Saale)

Frage: Eine transfusionsbedürftige fetale Anämie wegen Anti-c Immunisierung der Mutter kommt relativ selten in der klinischen Praxis vor (3,5%). Eine intrauterine intravasale Bluttransfusion (IUT) ist das Mittel der Wahl.

Methodik:

  • Doppler sonographische Überwachung der Vmax in der Arteria cerebri media (ACM) (Voluson 8E Expert und Philips EPIQ 7).

  • Intrauterine intravasale Bluttransfusion mit 22G Nadel in Sectio-Bereitschaft (CMV- negative, bestrahlte, 0 Rh pos. CCD.ee, Kell. neg. Erythrozytenkonzentrate).

Ergebnisse: Es handelt sich um den Fall einer 31- jährigen VI. G./V. P., welche erstmals in der 30. SSW aufgrund eines erheblichen Titeranstiegs bei bekannten Anti- c- Ak (BG: A Rh pos. CCD.ee Kell neg.; Anti-c- Ak Titer 1:2048) vorstellig wurde. Zur Erstvorstellung nach 29+2 voll. SSW ließ sich sonographisch ein wachstumsretardierter Fetus (< 3. Perz.) mit normaler Fruchtwassermenge und unauffälliger Perfusion der A. umbilicalis, jedoch mit erhöhter Vmax der ACM (> 1,5 MoM) zur Darstellung bringen. Daraufhin erfolgte bei Verdacht auf fetale Anämie eine intrauterine Transfusion. Es stellte sich ein fetaler Ausgangs- Hb von 6,5 mmol/l dar. Nach Transfusion von 40 ml konnte ein Hb- Anstieg auf 7,9 mmol/l erreicht werden. Im Verlauf fiel unter regelmäßigen ambulanten Dopplerkontrollen eine erneute Erhöhung der Vmax (63,7 cm/s) der ACM auf, sodass mit 31+1 voll. SSW bei einem gesicherten fetalen Hb von 4,7 mmol/l erneut eine IUT vorgenommen wurde. Hierbei wurden 100 ml transfundiert. Es ließ sich ein adäquater Hb- Anstieg auf 9,3 mmol/l erreichen. Nach 33+4 voll. SSW ließ sich erneut ein Vmax Anstieg (76,0 cm/s) bei fehlenden Hydropszeichen nachweisen. Die 3. IUT wurde bei einem Hb von 5,3 mmol/l vorgenommen. Dabei wurden 140 ml transfundiert. Es konnte ein Hb Anstieg auf 10,2 mmol/l sowie eine Normalisierung der Vmax erzielt werden. Die Gravidität ließ sich bei Ausbleiben eines erneuten Anstiegs der Vmax bis zur 36+5 voll. SSW mit Eintreten eines vorzeitigen BS und unkomplizierter Spontangeburt eines 2260 g schweren Neugeborenen prolongieren. Postnatal wurde ein Hb von 7,5 mmol/l erhoben.

Schlussfolgerung: Eine Anti-c Immunisierung der Mutter kann in seltenen Fällen zu einer signifikanten fetalen Anämie führen. Das therapeutische Vorgehen bei einer fetalen Anämie mittels Vmax Kontrolle und IUT bei ACM Vmax > 1,5 MoM sind hinsichtlich der Prävention der intrauterinen Spätfolgen (Hydrops fetalis, IUFT) sowie der Prolongation der Gravidität die etablierten Methoden unseres Perinatalzentrums Level 1.