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DOI: 10.1055/s-0035-1551595
Früher vorzeitiger Blasensprung – Und das Kind liegt trocken...
Einleitung: Der frühe vorzeitige Blasensprung ist mit einer hohen fetalen und maternalen Morbidität und Mortalität assoziiert. Neben dem Amnioninfektionsrisiko steigt bei einem Anhydramnion über einen längeren Zeitraum das Risiko für eine fetale Lungenhypoplasie sowie für Extremitätenfehlstellungen. Im Falle eines extrem frühen vorzeitigen Blasensprunges vor der 20. SSW stellt sich die kontroverse Frage der Prolongation der Schwangerschaft.
Wir berichten über zwei Fälle mit frühem vorzeitigen Blasensprung vor der 20. SSW mit erfolgreicher Prolongation der Schwangerschaft sowie das Outcome der Kinder postnatum.
In beiden Fällen bestand ein Oligo- bis Anhydramnion und unauffällige Entzündungswerte. Beide Patientinnen entschieden sich nach intensiver geburtshilflicher und neonatologischer Beratung für die Prolongation der Schwangerschaft. Sie wurden kontinuierlich resistenzgerecht antibiotisch behandelt und erhielten mit Abschluss der 24. SSW die ANS-Prophylaxe. In beiden Fällen ergab sich kein Anhalt für ein Amnioninfektionssyndrom, beide Kinder wurden postpartal auf die neonatologische Intensivstation übernommen.
Fall 1: Eine 32-jährige IV. Gravida, I. Para bemerkt seit einer Amniozentese in der 16. SSW rezidivierend vaginalen Flüssigkeitsabgang. In der 23+1. SSW erfolgt schließlich die Diagnosesicherung des frühen vorzeitigen Blasensprunges in unserer Klinik. In der 32+4. SSW wird bei rasch zunehmender Wehentätigkeit und Beckenendlage die sekundäre Sectio caesarea durchgeführt. Der Knabe (NapH 7,27; Apgar 06/06/07, 2070 g, 46 cm) ist nun 13 Monate alt und mit einer bronchopulmonalen Dysplasie in ambulanter Betreuung unserer Kinderklinik.
Fall 2: Eine 31-jährige V. Gravida, III. Para wird in der 19+5. SSW mit einem frühen vorzeitigen Blasensprung diagnostiziert. In der 27+4. SSW wird bei progredienter Muttermundseröffnung die sekundäre Sectio caesarea durchgeführt. Bei dem Mädchen (NapH 7,17; Apgar 4/5/7; 855 g, 37 cm) gestaltete sich die Beatmungssituation zunächst schwierig, mittlerweile ist das Kind mit 7 Wochen ohne Atemhilfe auf der neonatologischen Intensivstation.
Diskussion: Der frühe vorzeitige Blasensprung vor dem Erreichen der Lebensfähigkeit des Feten stellt eine enorme Herausforderung an das interdisziplinäre Team von Geburtshilfe und Neonatologie dar. In jedem Fall ist die Entscheidung über das Procedere in diesen Fällen individuell im Konsens mit der Schwangeren zu treffen.