Zeitschrift für Palliativmedizin 2015; 16(05): 217-223
DOI: 10.1055/s-0035-1552677
Kasuistik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mehr als nur Entspannung?[*]

Möglichkeiten und Grenzen rezeptiver musiktherapeutischer Techniken in der PalliativmedizinMore than Relaxation?Possibilities and Limitations of Receptive Music Therapy Techniques in Palliative Care
M. Warth#
1   Fakultät für Therapiewissenschaften, SRH Hochschule Heidelberg
2   Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin, Klinik für Anästhesiologie, UniversitätsKlinikum Heidelberg
,
J. Keßler#
2   Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin, Klinik für Anästhesiologie, UniversitätsKlinikum Heidelberg
,
G. Platzbecker
1   Fakultät für Therapiewissenschaften, SRH Hochschule Heidelberg
2   Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin, Klinik für Anästhesiologie, UniversitätsKlinikum Heidelberg
,
T. K. Hillecke
1   Fakultät für Therapiewissenschaften, SRH Hochschule Heidelberg
,
H. J. Bardenheuer
2   Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin, Klinik für Anästhesiologie, UniversitätsKlinikum Heidelberg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 September 2015 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

In den letzten Jahren haben systematische Übersichtsarbeiten einen dringenden Forschungsbedarf zur Überprüfung der Wirksamkeit musiktherapeutischer Interventionen in der Palliativmedizin aufgezeigt. Systematische Einzelfallanalysen können in Ergänzung zu randomisiert, kontrollierten Studien einen wichtigen Beitrag auf dem Wege der Evidenzbasierung leisten. Anhand des Falls einer 74-jährigen Patientin mit fortgeschrittenem Mammakarzinom wird untersucht, inwieweit rezeptive musiktherapeutische Interventionen mit Monochord und Klangstuhl in der Lage sind, auch schwerwiegende psychosoziale Belastungen von schwerstkranken Patienten zu bearbeiten. Die dargestellten Ergebnisse basieren einerseits auf Daten einer derzeit laufenden quantitativen Studie und andererseits auf Gedächtnisprotokollen der behandelnden Musiktherapeutin. Es zeigt sich, dass musiktherapeutische Behandlungen die Möglichkeit mit sich bringen, neben aktuell gut untersuchten Zielkriterien wie Schmerzreduktion, Wohlbefinden und Entspannung, auch komplexe emotionale Konflikte wie Verlusterfahrungen, Trauer und Ängste zu bearbeiten. Die vielversprechenden Einsatzmöglichkeiten von Musiktherapie in der Palliativversorgung sollten in unterschiedlichen Studiendesigns weiter empirisch erforscht werden.

Abstract

In the past years, systematic reviews on the effectiveness of music therapy interventions in palliative care identified a lack of high-quality research studies. Systematic case studies can complement findings from randomized, controlled trials and contribute to an evidence-based practice in this field. The case of a 74-year-old patient with advanced breast cancer is exemplarily investigated in this study to determine if receptive music therapy interventions using monochord and singing chair can help to improve severe psychosocial distress in terminally ill patients. Parts of the presented results stem from data of an ongoing study, others from the music therapist’s personal records. Results show that in addition to currently intensively investigated outcome parameters such as pain reduction, relaxation, and well-being, music therapy interventions show the potential to address complex emotional conflicts such as loss, grief, and fear. Future research should further investigate the promising potential of music therapy in palliative care by use of different designs of empirical research.

* Auszüge des hier dargestellten Einzelfalls wurden von den Autoren im Rahmen des 10. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und 13. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung in Düsseldorf vom 24. – 27. Juni 2014 in Form eines Posters präsentiert. Abstract: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/issue/10.1055/s-004-26875


# M. Warth und J. Keßler sind gleichberechtigte Erstautoren


Crossref Cited-by logo
Article Citations