Zusammenfassung
Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems,
die einen axonal-destruktiven Anteil aufweist, der maßgeblich die Behinderung im Laufe
der Erkrankung bestimmt. In den letzten 3 Dekaden etablierte sich die Magnetresonanztomografie
(MRT) zum wichtigsten Verfahren in der Diagnosestellung der MS. Die hohe Sensitivität
der konventionellen MRT erlaubt die In-vivo-Detektion von fokalen und diffusen entzündlichen
Komponenten dieser Erkrankung. Der Nachweis und die Quantifizierung von fokalen Pathologien
der in der klinischen Routine eingesetzten MRT trägt entscheidend zur frühen Diagnose
der MS bei. Der Nachweis einer Läsionslast im MRT zu Beginn der Erkrankung erhöht
die Wahrscheinlichkeit einer frühen Konversion zur klinisch definitiven MS und einer
höheren Behinderung in den ersten Jahren der Erkrankung. Dieser diagnostische und
prognostische Informationsgewinn zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung führte 2001
zu einer grundlegenden Revision der diagnostischen Kriterien. Das Konzept der Diagnosestellung
beinhaltet klinische und kernspintomografische Kriterien. Diese zuletzt 2010 revidierten
diagnostischen Kriterien weisen das Hauptmerkmal auf, dass eine subklinische kernspintomografische
Aktivität der Erkrankung einen Schub ersetzt. Darüber hinaus kann die Diagnose MS
bereits nach dem ersten Schub und einem MRT gestellt werden, vorausgesetzt es lassen
sich kernspintomografische Aktivitätszeichen nachweisen. Die frühe Diagnosestellung
unter Berücksichtigung der MRT eröffnet die Möglichkeit einer frühzeitigen Behandlung
innerhalb eines offenbar günstigeren therapeutischen Fensters.
Abstract
Multiple sclerosis (MS) is an inflammatory disease of the central nervous system (CNS)
with a substantial destructive axonal component that is responsible for the permanent
disability accumulating during the course of the disease. Magnetic resonance imaging
(MRI) has become the most important method in the diagnosis of MS. The high sensitivity
of the MRI permits to detect focal and diffuse inflammatory disease involvement in
vivo. In clinical routine the detection and quantification of focal pathology contributes
substantially to an early diagnosis of MS. The detection of a substantial lesion load
at the beginning of the disease increases the probability of an early conversion to
clinically definite MS and the risk of accumulating disability in the first years
of the disease. In 2001 this diagnostic and prognostic gain of information at an early
stage of the disease resulted in a conceptual shift regarding diagnostic criteria.
This concept comprises clinical and MRI criteria. The current 2010 revised criteria
follow the concept of substituting a clinical relapse by subclinical MRI activity
and allow the diagnosis of MS from one single MRI after the first relapse. This diagnostic
approach using MRI allows an early treatment within an appropriate window of treatment
opportunity.