Zusammenfassung
Die Zahl der Krebsüberlebenden, insbesondere derjenigen in der rezidivfreien oder
stabilen Lebensphase steigt und wurde in Deutschland in 2005/2006 auf 3,5 Mio. geschätzt
[1]. Evidenzbasierte Empfehlungen der American Cancer Society (ACS) für die Ernährung
und körperliche Aktivität von Krebsbetroffenen zielen auf die Reduktion des Krebsrisikos
oder die Verbesserung des Outcomes von Krebsbetroffenen ab [2]. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, über die Ernährung und
körperliche Aktivität von Brustkrebsbetroffenen in Deutschland ist bisher wenig bekannt.
In der vorliegenden Querschnittstudie wurden der Gesundheitsstatus und die Lebensqualität,
der Ernährungsstatus, die körperliche Aktivität und das Verzehrverhalten von Brustkrebsbetroffenen
in Selbsthilfegruppen, gynäkologischen Praxen sowie von Privatpersonen in verschiedenen
Bundesländern mit einem standardisierten Fragebogen ermittelt. 236 Fragebögen wurden
ausgewertet.
Der Zeitpunkt der Erstdiagnose liegt bei 75 % der Befragten mindestens 4 Jahre zurück.
59 % der Befragten sind älter als 60 Jahre. Bei 78 % der Befragten trat kein Lokalrezidiv
auf. Der Gesundheitszustand und die körperliche Verfassung seit Behandlungsende werden
nach Selbsteinschätzung mehrheitlich mit gut, die Lebensqualität sogar mit sehr gut
bewertet. Einschränkungen bei körperlichen Tätigkeiten im Alltag werden von 58,5 %
der Befragten angegeben. In der Altersklasse 60 – 69 Jahre sind 34,0 % der Brustkrebsbetroffenen
normalgewichtig, 49 % übergewichtig, 16,3 % adipös. Insgesamt sind von den Brustkrebsbetroffenen
35,6 % normalgewichtig, 45,3 % übergewichtig und 17,8 % adipös. Bei 49,6 % der Befragten
erfolgten Gewichtszunahmen nach Abschluss der Therapie von 8,6 ± 6,1 kg. 44,9 % der
Befragten geben ihre sportliche Aktivität mit 30 Minuten bis 2 Stunden pro Woche an.
Obst und Gemüse werden im Mittel täglich bzw. fast täglich verzehrt, Vollkornprodukte
mehrmals pro Woche. 72,5 % erhielten keine Angebote zur Ernährungsberatung.
Brustkrebsbetroffene in der rezidivfreien oder stabilen Lebensphase erreichen die
für sie formulierten Empfehlungen zur Ernährung und körperlicher Aktivität mehrheitlich
nicht. Es besteht ein hoher Bedarf an Interventionen zum Lebensstil.
Abstract
The number of cancer survivors, especially those that are recovered, including survivors
who are disease free or who have stable disease is growing steadily and is estimated
at 3.5 million in Germany in 2005/2006 [1]. Evidence based nutrition and physical activity guidelines for cancer survivors
from the American Cancer Society (ACS) target on cancer risk reduction or on improving
outcomes in cancer survivors [2]. Breast cancer is the most frequently diagnosed cancer in women, although little
information about nutrition and physical activity of breast cancer survivors in Germany
is available. The present cross-sectional study analyses the health status and quality
of life, the nutritional status, physical activity and food frequency of breast cancer
survivors by surveying self-help groups, gynaecological practices and private persons
in different federal states. 236 standardized questionnaires were evaluated.
75 % of participants were diagnosed more than 4 years prior to the study. 59 % of
participants were more than 60 years old. 78 % of participants had not experienced
a relapse/local recurrence. State of health and physical condition after the completion
of treatment were mostly rated as good, quality of life was mostly rated even as very
good. 58.5 % of respondents stated to having had difficulties being physically active
in daily life. Among the women aged 60 – 69 years, 34.0 % were of normal weight, 49.0 %
were overweight and 16.3 % obese. Among all participants 35.6 % were of normal weight,
45.3 % were overweight and 17.8 % obese. 49.6 % of women had experienced a mean weight
gain after the end of treatment of 8.6 ± 6.1 kg. 44.9 % of participants reported weekly
sporting activities of 0.5 – 2 hours. Fruit and vegetables were consumed daily or
nearly daily, whole grain products several times per week. 72.5 % of participants
had not been offered nutritional advice.
Nutrition guidelines for cancer survivors have not been met by the majority of breast
cancer survivors who are disease free or who have stable disease. There is a high
demand for life style interventions.
Schlüsselwörter
Langzeit-Krebsüberlebende - Brustkrebs - Ernährungsstatus - Lebensqualität - Verzehrhäufigkeit
Keywords
cancer survivorship - breast cancer - nutritional status - quality of life - food
frequency