Zusammenfassung
Zielsetzung: Migräne und andere Kopfschmerzformen zählen epidemiologisch zu den häufigsten und nach Demenz und Schlaganfall zu den drittteuersten Erkrankungen des Nervensystems. Diese empirische Untersuchung analysiert den pharmakoökonomischen Nutzen der Selbstmedikation bei Migräne und Kopfschmerzen für die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) in Deutschland.
Methodik: Die Analyse basiert auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung an GKV-Versicherten zu Häufigkeit, Symptomatik und Verhalten bei Migräne und Kopfschmerzen. Es werden das durch Arztbesuche aufgrund von Kopfschmerzen und Migräne zusätzlich ausgelöste Pauschalen-Volumen sowie die zu erwartenden Verordnungskosten bei Wegfall der Selbstmedikation ermittelt. Dabei werden die im Jahr 2013/2014 gültigen Bedingungen für die Abrechnung von ärztlichen Leistungen und Arzneimittelverordnungen berücksichtigt.
Ergebnisse: Bei Wegfall der Selbstmedikation ergeben sich jährliche Mehrkosten für Arztbesuche ohne Gesprächspauschalen von bis zu 696,8 Mio. Euro, mit Ansatz der Gesprächspauschale bis zu 832,9 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung wegfallender Kosten errechnen sich Nettomehrkosten für Arzthonorare von bis zu 707,8 Mio. Euro. Hinzu kommen jährliche Arzneimittel-Verordnungskosten in Höhe von bis zu 393,2 Mio. Euro.
Schlussfolgerung: Die Selbstmedikation von Migräne und Kopfschmerzen führt zu jährlichen maximalen Einsparungen für die GKV zwischen 964,9 Mio. und 1101,0 Mio. Euro aufgrund nicht verordneter Medikamente und vermiedener Arztbesuche. Selbstmedikation von Migräne und Kopfschmerzen bedingt damit einen erheblichen gesundheitsökonomischen Nutzen für die Versichertengemeinschaft.
Abstract
Aim: Migraine and other headache disorders epidemiologically are the most frequent and, after dementia and stroke, the third most expensive diseases of the nervous system. The objective of this empirical study is to analyze the pharmacoeconomical benefit of self-treatment of migraine and headache for the German statutory healthcare insurance (GKV).
Methods: The analysis is based on a representative population survey among GKV-insured persons on headache symptoms, frequency, severity and treatment behavior. In addition, legal conditions valid in 2013/2014 for physicians’ fees and prescribed medicinal products were taken into account. Using the example of the statutory health insurance, the expenses incurred by consultations due to headache and migraine are analyzed.
Results: The elimination of OTC medication would result in additional consultation costs between 696.8 and 832.9 million Euros. Considering any eliminated costs, the net extra costs for fees of medical consultations amount to 707.8 million Euros. To this, 393.2 million Euros prescription costs should be added.
Conclusion: OTC medicines for migraine and headaches lead to an annual saving for the GKV of between 964.9 million and 1101.0 million Euros due to less prescribed medicines and consultations avoided. OTC medicines for migraine and headaches therefore result in a significant pharmacoeconomical benefit for the community of the insured.
Schlüsselwörter
Kopfschmerzen - Migräne - Selbstmedikation - Nutzen - Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
Key words
headaches - migraine - self-medication - benefit - statutory healthcare insurance