Zusammenfassung
Hintergrund: Besiedlung und daraus entstehende Infektionen durch multiresistente Keime führen zu erhöhten Morbiditäten und Mortalitäten bei Patienten und stellen Personal, Mitpatienten und Begleitpersonen vor eine Reihe von Herausforderungen. Während für den Umgang mit MRSA(Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus)-Trägern in Krankenhäusern Empfehlungen und Richtlinien vorliegen, ist das Management solcher Patienten in Rehabilitationskliniken wenig gesichert. Durch ein strukturiertes Verfahren aus Prävalenzscreening und Delphi-Prozedur in einem Zentrum mit sechs Rehabilitationskliniken sollten in Kombination mit Empfehlung der KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) Empfehlungen für den Umgang mit MRSA-Trägern erarbeitet werden.
Methodik: Über einen Zeitraum von 2 Wochen wurden in 6 rehabilitativen Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten des MZG-Westfalen in Bad Lippspringe neu aufgenommene Patienten über einen Nasenabstrich auf MRSA-Positivität untersucht. Über einen Fragebogen wurden die Lebensbedingungen und die Krankheitsanamnese gezielt in Hinsicht auf Risikofaktoren erfasst und in einem Mehrstufenprozess ausgewertet. Daraus wurden Empfehlungen für den Umgang mit Risikopatienten oder solchen mit nachgewiesener MRSA-Positivität entwickelt.
Ergebnisse: Von den 295 Patienten aus allen Kliniken, die am Aufnahme- bzw. Folgetag auf MRSA untersucht worden waren, waren 11 Träger, entsprechend 4 % (je nach Klinikschwerpunkt schwankte die Quote zwischen 0 und 4,6 %). Es wurden Handlungsalgorithmen für den Umgang mit Risiko- oder MRSA-positiven Patienten entwickelt. Als wichtiger Risikofaktor für das Vorliegen einer MRSA-Kolonisation erwies sich eine Tätigkeit im landwirtschaftlichen Bereich mit Tierhaltung oder eine vorausgegangene MRSA-Besiedelung in den vergangenen 12 Monaten. In diesen Fällen empfiehlt es sich, bei Aufnahme in die Rehabilitationsklinik einen Nasen- und ggf. Wundabstrich auf MRSA-Prävalenz durchzuführen und bis zum Nachweis als negativ zu bewerten. Sind Patienten im Atemwegsbereich MRSA-positiv, sollten Hygienemaßnahmen intensiviert und Isolationsmaßnahmen geprüft werden. Sind andere Lokalisationen besiedelt, sollten diese abgeschirmt werden. Das Aufsuchen von Gruppenräumen ist unter Einhaltung spezieller Hygienemaßnahmen möglich.
Schlussfolgerung: Zuverlässige und motivierte Patienten können und sollten ein Rehabilitationsverfahren auch bei MRSA-Besiedelung durchlaufen. Um Personal, Mitpatienten und Begleitpersonen Sicherheit zu vermitteln und dem Patienten eine strukturelle Vorgehensweise an die Hand zu geben, empfiehlt es sich, möglichst vor Aufnahme, spätestens jedoch bei Aufnahme in die Rehabilitationseinrichtung ein Risikoprofil für die Patienten zu erstellen und für seine Einrichtung eine eigene Vorgehensweise für den Fall der Besiedelung zu entwickeln. Da Patienten das Recht auf eine Rehabilitation haben, sollte eine MRSA-Besiedelung keinen Grund darstellen, ihnen Möglichkeiten der Teilhabe vorzuenthalten.
Summary
Background: Colonisation and resulting infections by multi-resistant bacteria lead to elevated morbidities and mortalities. In addition, it presents an emotional and procedural challenge for the medical personnel, other patients and accompanying persons. While SOP (standard operating procedures) exist for the management of MRSA-positive (methicillin-resistant Staphylococcus aureus) patients in hospitals, there are no established procedures for rehabilitation clinics. It was the aim of this study to establish a set of recommendations for handling MRSA patients on the basis of patient history, prevalence screening, a Delphi procedure and recommendations from the KRINKO (Institute for Hospital Hygiene and the Prevention of Infections).
Methods: Patients from 6 rehabilitation clinics with different functional disabilities and handicaps have been screened for MRSA over a period of 2 weeks. By means of a questionnaire we screened individual life conditions and patient history with regards to risk factors and developed recommendations for the handling of risk factors or definitive MRSA-positive patients.
Results: From 295 patients 11 MRSA carriers were distributed in a different way among the rehabilitation clinics (representing 4 %, fluctuating from clinic to clinic). Risk factors were occupation in the agricultural business, MRSA colonisation in the past or long hospital stay within the preceding 12 months. In such cases we recommend sampling of specimens from wounds and/or the nasal mucus for testing of MRSA. In case of MRSA positivity differential management is necessary depending upon location and size of the wound, risk of contamination of other patients and patient compliance regarding disinfection is.
Conclusion: MRSA-positive compliant and motivated patients can undergo in-patient rehabilitation services. Prevalence screening of risk patients is recommended at the beginning of the stay. SOP should be established for each rehabilitation unit depending on patient profile and the risk of MRSA distribution.
Schlüsselwörter
Methicillin-resistente Keime - Prävalenzscreening - Rehabilitationskliniken - RKI-Empfehlungen
Key words
Methicillin resistant bacteria - screening for prevalence - rehabilitation clinics - recommendations from the Robert Koch-Institut