Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P015
DOI: 10.1055/s-0035-1555038

Hysterektomie und vorangegangene operative Interventionen für Genitalprolaps: Sind sie Risikofaktoren für die erfolglose Pessaranpassung bei Frauen mit symptomatischer rezidiver Beckenbodensenkung?

Z Nemeth 1
  • 1Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien; Gynäkologie, Wien, Österreich

Einleitung/Zielsetzung: Es gibt nur wenige Daten über die Möglichkeiten und Grenzen einer konservativen Therapie mit Pessaren, bei symptomatischem Rezidivprolaps, nach einer vorangegangenen operativen Therapie. Hysterektomie, kurze Vagina und breite Introitus vaginae werden als Risikofaktoren nach operativen Therapien erwähnt. Unser Ziel war es, diese Angaben in unserer Studie zu evaluieren und evtl. neue Risikofaktoren zu definieren.

Material & Methoden: In einer prospektiven Kohortenstudie haben sich 629 Frauen mit symptomatischer Senkung der Beckenorgane für eine konservative Therapie mit Pessaren entschieden. Von Januar 2011 bis Dezember 2014 wurden sie in einer urogynäkologischen Spezialambulanz behandelt. Alle Frauen hatten mindestens eine Senkung II Grades (POP-Q) des vorderen, mittleren oder hinteren Kompartiments bzw. Kombinationen dessen. Alle Patientinnen berichteten über ein Fremdkörpergefühl +/- Miktions-, und/oder Darmbeschwerden bzw. Störungen der Sexualität. Während der Studie wurden Würfel, Ring und Urethraschalenpessare verwendet.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der Studienteilnehmer betrug 50,6 Jahre (27 – 85). 24/629 (3,8%) Patientinnen hatten Hysterektomien, wegen anderer Indikation als Prolaps in ihren Anamnesen. Die Pessaranpassung war bei all diesen Patientinnen (24/24 – 100%) möglich. 116/629 Frauen (18,4%) hatten insgesamt 159 Voroperationen für POP incl. Kolporrhaphie anterior, Kolpoperinneorrhaphie, Netzimplantat mit oder ohne vaginale Hysterektomie bzw. Manchester-Fothergill Operation. Bei 25/116 (21,5%) war eine Pessaranpassung auf Grund der geänderten anatomischen Verhältnisse (Vagina kurz und breit 9/25, Introitus zu eng 5/25, Portio in der Nähe des Introitus fixiert 8/25, neu aufgetretene Schmerzen nach Netzimplantation 2/25, kleine Labien vor dem Introitus vereinigt 1/25) nicht möglich.

Zusammenfassung: Prolapschirurgie in der Anamnese ist ein erheblicher Risikofaktor für eine erfolglose Pessartherapie. Hysterektomien ohne Zusatzoperationen, wie Kolporrhaphien oder Netzimplantationen, zeigten in unserer Studie kein erhöhtes Risiko bei der Anwendung der Pessartherapie. Bei etwa 20% der Patientinnen, nach vorangegangenen Prolapsoperationen, konnte in rezidiven Fällen eine konservative Therapie mit Pessaren, nicht mehr angewendet werden. Auch aufgrund dieser Daten scheint eine konservative Behandlung als First-Line Therapie für symptomatische POP empfehlenswert.