Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P022
DOI: 10.1055/s-0035-1555045

Prolongationsindex zur Tragzeitverlängerung bei drohender Frühgeburt

N Lack 1, S Hutter 2, O Genzel 3
  • 1Qualitätssicherung; in der Stationären Versorgung (BAQ), München, Deutschland
  • 2LMU, Maistrasse; Gynäkologie und Geburtshilfe, München, Deutschland
  • 3LMU, Maistrasse; Neonatologie, München, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Die Kriterien für die Anerkennung von Perinatalzentren sind primär über die Mindestanzahl VLBW Neugeborener definiert. Als Alternative zum negativen Qualitätsstandard (möglichst viele Frühgeborene) wird ein Indikator zur Darstellung der Leistungsfähigkeit von Kliniken der Versorgung Frühgeborener entwickelt.

Material & Methoden: Aus der absoluten Tragzeitverlängerung (Gestationsalter bei Aufnahme minus GA Geburt) bezogen auf das Aufnahmealter wurde ein Prolongationsindex mittels einer Gewichtungsmatrix definiert. Aus Angaben zu bekannten Frühgeburtsrisiken sowie Angaben über therapeutische Interventionen wurde jeweils ein Risikoscore und ein Therapiescore gebildet um die Analysen nach geeigneten Subgruppen zu stratifizieren. Pro Klinik wurden Mittelwerte des Prolongationsindex ausgewertet. In einem zweiten Schritt ist die fallbezogene anonyme Verknüpfung mit weitergehenden Informationen aus Krankenakten zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse für die künftige Prävention von Frühgeburten geplant. 84921 Datensätze der Bayerischen Perinatalerhebung 2013 – 2014 wurden verwendet.

Ergebnisse: Das Bestimmtheitsmaß des Risiko Scores erwartungsgemäß gering (16% für Nullipara und 20% für Multipara). Der Prolongationsindex lag im Mittel bei 0,21 mit vergleichsweise großer Standardabweichung (0,20) und starker Rechtsschiefe. Der Index zeigt insbesondere auch innerhalb der Subgruppen erhebliche Streuungen, teilweise auch bei Häusern mit vergleichbarer Professionalisierung. Dabei konnten unter anderem folgende Muster identifiziert werden: (1) Schlechtes Outcome in der Hochrisikogruppe bei geringer therapeutischer Intervention (2) Schlechtes Outcome trotz intensiver Interventionen in der Hochrisikogruppe (3) Überdurchschnittlich gutes Outcome trotz niedriger Intervention.

Zusammenfassung: Ein Index zur Messung der Tragzeitverlängerung lässt sich definieren. Dieser zeigt erhebliche Streuung zwischen den Kliniken. Die stratifizierte Subgruppenanalyse erlaubt erste partielle Antworten auch bei zunächst paradoxen Ergebnissen. Der stratifizierte Prolongationsindex eignet sich als Qualitätsindikator für den Routineeinsatz. Weitergehende Studien unter Einbezug zusätzlicher klinischer Daten aus den Krankenakten werden helfen, die Indikationen für eine fokussierte Versorgung bedrohter Schwangerschaften zu präzisieren.