Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P027
DOI: 10.1055/s-0035-1555050

Hochdosierte Cortisontherapie beim HELLP-Syndrom

I Lakovschek 1, C Barthel 1, V Kolovetsiou-Kreiner 1, C Stern 1, K Mayer-Pickel 1, U Lang 2, B Csapo 1, M Cervar-Zivkovic 1
  • 1Medizinische Universität Graz; Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
  • 2LKH-Univ. Klinikum Graz; Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich

Einleitung:

Das HELLP-Syndrom ist eine schwere Form der Präeklampsie und tritt während der Schwangerschaft bei 1 – 6 von 1000 Schwangeren auf. Die Kortikosteroidtherapie wird zwar noch kontrovers diskutiert, hat aber in den deutschen Leitlinien als „mögliche“ Therapie zur Prolongation der Schwangerschaft Eingang gefunden. Ab 2006 wurde auch an unserer Abteilung das therapeutische Konzept der Kortikosteroidtherapie beim HELLP-Syndrom eingeführt. Wobei eine hochdosierte Kortikosteroidtherapie, ähnlich wie die beim anaphylaktischen Schock, eingesetzt wird. Zur Evaluierung dieser Therapie haben wir die HELLP Syndrom Fälle der letzten 9 Jahre ausgewertet.

Material & Methoden:

In einer retrospektiven Studie wurden alle HELLP Syndrom Patientinnen zwischen 2005 und 2014 hinsichtlich Kortikosteroidtherapie ausgewertet und dabei das maternale und perinatale Outcome beleuchtet. Eine zweiseitige p-Wert von weniger als 0,05 wurde als signifikant angesehen.

Ergebnisse:

Insgesamt gab es in dem genannten Zeitraum n = 91 Schwangerschaften die durch ein HELLP-Syndrom verkompliziert waren. Bei der Auswertung dieser Patientinnen konnten 3 Gruppen identifiziert werden: 1. PRED-Gruppe: 0,5 – 1 g Prednisolon: verabreicht ein bis drei Mal; entsprechend der derzeitigen klinikinternen Standardtherapie (n = 61, 67,1%), 2. NO-Gruppe: keine Kortikosteroide (n = 18, 19,7%) und 3. MIX-Gruppe erhielten mehr als drei Dosen und verschiedene Arten von Kortikosteroiden (n = 12, 13,2%). Wir konnten eine Tendenz (n.s.) zu kürzeren Krankenhaus- und Intensivaufenthalten, sowie eine verringerte Inzidenz der Kaiserschnittrate und erhöhte Rate an abgeschlossenen Lungenreifezyklen in der PRED-Gruppe identifizieren.

Zusammenfassung:

Die bisherige Datenlage zeigt dass die Anwendung von Kortikosteroiden beim HELLP Syndrom zu einer klinischen und biochemischen Remission unterschiedlicher Dauer führen kann. Die Verwendung von hochdosierten Kortikosteroiden, vorallem von solchen mit geringer Plazentagängigkeit und kurzer Halbwertszeit wie z.B. Prednisolon, könnte von Vorteil für das maternale und kindliche Outcome sein, wobei weitere prospektive Studien zur genauen Beurteilung dieses Therapiekonzeptes folgen müssen.