Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P037
DOI: 10.1055/s-0035-1555060

Inhalative Therapie mit dem neuen Betamimetikum Formoterol bei Asthma Bronchiale in der Frühschwangerschaft

W Paulus 1
  • 1Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth; Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg, Deutschland

Einleitung/Zielsetzung: Bei Formoterol handelt es sich um ein neueres, lang wirksames β2-Sympathomimetikum, das inhalativ zur Erweiterung der Bronchien bei Asthma bronchiale verabreicht wird. Im Gegensatz zu den altbewährten verwandten Wirkstoffen Fenoterol, Reproterol und Salbutamol sind die publizierten Erfahrungen mit Formoterol in der Schwangerschaft noch gering, obwohl die Substanz zur langfristigen Monotherapie oder in fester Kombination mit Glukokortikoiden zunehmend auch bei Frauen im fertilen Alter eingesetzt wird.

Material & Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1993 und 2014 198 Schwangerschaftsausgänge nach inhalativer Anwendung von Formoterol im I. Trimenon dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives von Asthmatikerinnen (n = 207) aus demselben Zeitraum verglichen, die im I. Trimenon mit dem älteren Betamimetikum Reproterol behandelt worden waren.

Ergebnisse: Die Rate der Schwangerschaftsabbrüche ohne Anhalt für embryonale Anomalien nach Therapie mit Formoterol im I. Trimenon (4/198 = 2,0%) unterschied sich nicht signifikant von der Kontrollgruppe (10/207 = 4,8%). Die Spontanabortrate nach Anwendung von Formoterol entsprach mit 10,8% (21/194) dem Befund im Kontrollkollektiv (19/197 = 9,6%). Kongenitale Anomalien fielen nach Medikation mit Formoterol (10/173 = 5,8%) nicht häufiger auf als im Kontrollkollektiv (11/178 = 6,2%). Folgende Komplikationen wurden bei zehn Neugeborenen registriert: 4 x Hüftdysplasie, 1 x Syndaktylie, 1 x Urethralklappen, 1 x Hörminderung, 1 x Omphalozele, 1 x Torticollis, 1 x Doppelniere.

Zusammenfassung: Unsere prospektive, kontrollierte Followup-Studie konnte kein spezielles teratogenes Potential von Formoterol nachweisen. Allerdings sollten weitere reproduktionstoxikologische Daten gesammelt werden, um Asthmatikerinnen im fertilen Alter die Fortsetzung der inhalativen Therapie mit Formoterol in der Schwangerschaft zu erleichtern.