Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 619-626
DOI: 10.1055/s-0035-1555785
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CHIP Deutschland: Einfluss eines Lebensstil-Schulungsprogramms zur Primär- und Sekundärprävention von Typ 2 Diabetes auf das Ernährungsverhalten und die Bedeutung sozialkognitiver Variablen

CHIP Germany: Impact of a Lifestyle Coaching Intervention on Nutritional Behaviour Change in Primary and Secondary Prevention of Type 2 Diabetes and the Importance of Social-Cognitive Variables
C. Tigges
1   Oecotrophologie, Fachhhochschule Münster, Münster
,
K. Wennehorst
2   Abteilung Innere Medizin, Vinzenzkrankenhaus Hannover, Hannover
3   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
B. Saliger
1   Oecotrophologie, Fachhhochschule Münster, Münster
,
H. Englert
1   Oecotrophologie, Fachhhochschule Münster, Münster
3   Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Oktober 2015 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Eine Ernährungsweise mit moderater Fett- und hoher Ballaststoffzufuhr kann das metabolische Risiko bei Diabetikern senken. Die Studie untersucht, ob sich das Ernährungsverhalten der Probanden durch ein intensives Lebensstil-Schulungsprogramm verbessert und welche sozial-kognitiven Variablen als Einflussfaktoren für die Änderung des Ernährungsverhaltens und einer möglichen Gewichtsreduktion identifiziert werden können.

Patienten und Methoden: Es wurden Probanden mit manifestem Diabetes oder einem erhöhten Erkrankungsrisiko eingeschlossen (Intervention: N=43; Kontrolle: N=40). Der Studienzeitraum umfasste die Interventionsphase mit einem einführenden, individuellen Coaching, einem 8-wöchigen intensiven Lebensstilprogramm und einem persönlichen Abschlusscoaching sowie eine anschließende 10-monatige Follow-Up-Phase. Neben anthropometrischen, Vital- und Laborparametern (z. B. Gewicht, HbA1c, FINDRISK) wurden die HAPA-Verhaltensstadien (Unentschiedene, Vorbereitende, Aktive), die Ergebniserwartung, Handlungsplanung und Selbstwirksamkeit in Bezug auf das Ernährungsverhalten erfasst.

Ergebnisse: Das Gewicht reduzierte sich durch die Intervention. Ernährungsverhalten, Selbstwirksamkeit, Handlungsplanung und Ergebniserwartung verbesserten sich in der Interventions-, nicht aber in der Kontrollgruppe. In der Interventionsgruppe wurde ein Zusammenhang zwischen der Selbstwirksamkeit nach 8 Wochen und der Gewichtsreduktion verzeichnet.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass das Risikoprofil der Probanden durch die Intervention verbessert werden konnte. Insbesondere eine gesteigerte Selbstwirksamkeit scheint die Etablierung präventiver Verhaltensweisen beim T2D zu unterstützen.

Schlussfolgerung: Lebensstilcoachings zur langfristigen Verhaltensänderung sollten sich stärker auf die Volitionsphase konzentrieren und die Selbstwirksamkeit der Teilnehmer stärken.

Abstract

Background: A high fibre and moderate fat diet can reduce the metabolic risk in diabetics. This study is the first one to test which social-cognitive variables affect nutritional behaviour changes in an educational lifestyle intervention.

Patients and Methods: Subjects with diabetes or at high risk (intervention: N=43; control: N=40) joined an initial and a final individual health-coaching, an 8-week comprehensive lifestyle programme und a 10-month follow-up-period. Beside anthropometric, vital und clinical parameters (e. g., weight, HbA1c, FINDRISK), behavioural stages (preintenders, intenders, actors), outcome-expectancies, action planning and self-efficacy were evaluated for a healthy diet in both groups.

Results: Weight, nutritional behaviour, self-efficacy, action planning, and outcome expectancies improved in the intervention group. Improved self-efficacy after the lifestyle programme was linked to weight reduction.

Discussion: The metabolic risk profile was reduced by the educational lifestyle programme. A highly developed self-efficacy seems to help to change nutritional behaviour and therefore prevent and deal with diabetes.

Conclusion: Behavioural lifestyle-coachings should focus on the volitional phase and implicitly improve self-efficacy.