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DOI: 10.1055/s-0035-1555888
Reha-Nachsorge
Rehabilitation AftercarePublikationsverlauf
Publikationsdatum:
28. August 2015 (online)
Die bei vielen körperlichen und psychischen Erkrankungen erforderlichen Veränderungen gesundheitsbezogener Verhaltens- und Lebensstile stehen bei den meisten medizinischen Rehabilitationsleistungen inzwischen im Mittelpunkt. Ihre Stabilisierung ist aber meist am Ende der Rehabilitation noch nicht abgeschlossen. Zur längerfristigen Sicherung des während der Rehabilitation erreichten Erfolges ist darum eine gezielte Reha-Nachsorge erforderlich. Eine wichtige Aufgabe der Rehabilitationseinrichtungen liegt deshalb darin, eine eventuell erforderliche Weiterbehandlung organisatorisch zu unterstützen und den Rehabilitanden auf die Inanspruchnahme von Reha-Nachsorge vorzubereiten.
Erste Angebote der Reha-Nachsorge finden sich schon in den 1980er Jahren. Vorrangig handelte es sich um Rehabilitationssport und Funktionstraining. Heute ist ihr inhaltliches Spektrum deutlich breiter. Es reicht von interdisziplinär konzipierten strukturierten Gruppenprogrammen der Deutschen Rentenversicherung (z. B. Intensivierte Rehabilitationsnachsorge IRENA) über die Herstellung von Kontakten zur Selbsthilfe bis hin zu internetbasierten Angeboten. Reha-Nachsorge kann von Rehabilitationseinrichtungen angeregt und zum Teil auch zu Lasten der Rehabilitationsträger verordnet werden. Darüber hinaus erfolgt die Verordnung von Nachsorge durch die weiterbehandelnden Ärzte.
Das Wissen zu Fragen der Indikationsstellung für rehabilitative Nachsorge und zur Wirksamkeit von Nachsorgeangeboten ist derzeit noch defizitär. Deshalb ist dieses Heft erneut dem Themenschwerpunkt „Reha-Nachsorge“ gewidmet (siehe auch Ausgabe 1/2015). 4 Beiträge am Anfang dieses Heftes haben einen unmittelbaren Bezug zu diesem Thema.
Die ersten beiden Beiträge beziehen sich auf das Nachsorgeprogramm „neues Credo“. Inhaltlich fokussiert das Interventionsangebot auf die Eigenverantwortlichkeit und Eigenkompetenz des Rehabilitanden für einen gesundheitsbewussten Lebensstil in der Zeit nach der Rehabilitation. Im Rahmen einer kontrollierten, prospektiv angelegten Längsschnittstudie wurde die grundsätzliche Wirksamkeit des Programms bereits 2008–2010 nachgewiesen.
Deck et al. berichten über die Ergebnisse einer Subgruppenanalyse des originären Datensatzes der Evaluationsstudie. Untersucht wurde, wie sich diejenigen Rehabilitanden, die von der Intervention „neues Credo“ profitieren, von denen unterscheiden, die weniger oder gar nicht profitieren. Diese legen nach Einschätzung der Autorinnen eine flexibilisierte und bedarfsangepasste Ausgestaltung des Reha- und Nachsorgeangebots nahe.
Dieser Vorstellung folgend initiierten Walther und Deck ein Nachfolgeprojekt. In diesem erhalten Rehabilitanden mit gering ausgeprägter Ausgangsbelastung ein in der Behandlungsstärke deutlich reduziertes Nachsorgeprogramm im Vergleich zu denen mit starker Ausgangsbelastung. Die Studie zeigt, dass Rehabilitanden, die mit relativ gutem Gesundheitszustand in die Rehabilitation kommen, aus einer intensiven Nachsorge keinen zusätzlichen Nutzen ziehen.
Bethge et al. berichten über Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie bei älteren Patienten nach Hüft- oder Kniegelenkersatz. Im Mittelpunkt stehen fördernde und hemmende Bedingungen für die Aufnahme von sportlichen Aktivitäten. Die höchsten Barrieren stellen die Selbstfestlegung auf die Rolle als kranker und alter Mensch sowie die Angst vor einem ungünstigen Genesungsverlauf dar. Die Autoren weisen auf die Notwendigkeit hin, bei den Empfehlungen zur Aufnahme von körperlichen Aktivitäten die Vorstellungen der Rehabilitanden einzubeziehen.
Redaèlli et al. stellen die Ergebnisse einer Analyse zur Kosteneffektivität der kardiologischen Reha-Nachsorge vor.
Neben diesen Beiträgen zum Schwerpunktthema beinhaltet das vorliegende Heft 5 Artikel zu anderen wichtigen Themen der medizinischen Rehabilitation. Quack et al. analysieren auf der Basis einer Literaturrecherche Ansätze der multidisziplinären Rehabilitation und der multimodalen „Fast-Track-Rehabilitation“ in der Knie-Endoprothetik. Streibelt und Menzel-Begemann untersuchen die Frage, ob neurologische Rehabilitanden mit besonderen beruflichen Problemlagen stärker von einer Medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) als von einer „normalen“ medizinischen Rehabilitation profitieren. Gutt et al. stellen den internetbasierten „Prüfungspool Rehabilitation“ dar, der eine Grundlage für den Leistungsnachweis in der rehabilitationsbezogenen Lehre an den medizinischen Fakultäten schafft. Kleineke et al. prüfen auf der Grundlage von Daten aus der Reha-Qualitätssicherung der Rentenversicherung, welche Rolle die Ausgestaltung der interdisziplinären Zusammenarbeit für den Erfolg einer Rehabilitationsklinik spielt. Das Heft schließt mit einer Studie von Lautenschläger zu therapeutischer Pflege in der neurologischen (Früh-)Rehabilitation.
Wir wünschen den Lesern und Leserinnen dieses Heftes eine spannende Lektüre der Beiträge.
Ihre Herausgeber