Laryngorhinootologie 2016; 95(04): 251-257
DOI: 10.1055/s-0035-1555936
Originalie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kostenanalyse der unilateralen Cochlea-Implantatversorgung bei Erwachsenen

Cost Analysis of Cochlear Implantation in Adults
S. Raths
1   Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Universität Greifswald, Greifswald
,
T. Lenarz
2   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
A. Lesinski-Schiedat
2   Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
S. Flessa
1   Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Universität Greifswald, Greifswald
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Publikationsverlauf

eingereicht 22. Januar 2015

akzeptiert 09. Juli 2015

Publikationsdatum:
07. Januar 2016 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Zahl der Cochlea-Implantationen (CI) ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die Ursachen hierfür liegen in einer Erweiterung der Indikationskriterien, dem demografischen Wandel, gestiegenen Lebensqualitätsansprüchen der Patienten und der gestiegenen Akzeptanz der Methode, dies vor allem durch eine verbesserte Hörleistung aufgrund technologischen Fortschritts. Die Konsequenz sind steigende Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die CI-Versorgung. Eine detaillierte Ermittlung der Lebenszeitkosten aus Sicht der GKV für postlingual ertaubte Jugendliche und Erwachsene ist die Grundlage für Schätzungen zukünftiger Kostenentwicklungen.

Methoden: Grundlage sind Abrechnungsdaten der Medizinischen Hochschule Hannover. Unter Berücksichtigung der ferneren Lebenserwartung werden durchschnittliche Gesamtkosten der präoperativen Diagnostik, Operation, Rehabilitation und Nachsorge ermittelt und auf ihren Gegenwartswert zum Zeitpunkt der Implantation diskontiert.

Ergebnisse: Die Gesamtkosten der unilateralen CI-Versorgung in Deutschland hängen negativ mit dem Alter der Erstimplantation zusammen. Der Barwert der Gesamtkosten aus Sicht der GKV liegt in Abhängigkeit des Implantationsalters zwischen 36 001 und 68 970 € ($ 42 504–$ 81 429). Die größten Kostenkomponenten sind Erstimplantation und technologiebedingte Prozessorupgrades.

Diskussion: Im Vergleich zu Großbritannien scheinen die Kosten der CI-Versorgung Erwachsener in Deutschland deutlich geringer zu sein. Rehabilitation und Nachsorge verursachen in Deutschland einen geringen Anteil der Gesamtkosten. Aber auch die Kosten im ersten Jahr der Versorgung sind vergleichsweise gering. Im Hinblick auf zukünftige Ausgaben der GKV wird aufgrund von Implantatinnovationen und damit verbundenen Indikationsausweitungen ein kumulativer Kostenanstieg bei der Versorgung mit CI vermutet.

Abstract

Objective: The number of implantation of cochlear implants has steadily risen in recent years. Reasons for this are an extension of indication criteria, demografic change, increased quality of life needs and greater acceptance. The consequences are rising expenditure for statutory health insurance (SHI) for cochlear implantation. A detailed calculation of lifetime costs from SHI’s perspective for postlingually deafened adolescents and adults is essential in estimating future cost developments.

Methods: Calculations are based on accounting data from the Hannover Medical School. With regard to further life expectancy, average costs of preoperative diagnosis, surgery, rehabilitation, follow-ups, processor upgrades and electrical maintenance were discounted to their present value at age of implantation.

Results: There is an inverse relation between cost of unilateral cochlear implantation and age of initial implantation. From SHI’s perspective, the intervention costs between 36 001 and 68 970 € ($ 42 504–$ 81 429). The largest cost components are initial implantation and processor upgrades.

Conclusion: Compared to the UK the cost of cochlear implantation in Germany seems to be significantly lower. In particular the costs of, rehabilitation and maintenance in Germany cause only a small percentage of total costs. Also, the costs during the first year of treatment seem comparatively low. With regard to future spending of SHI due to implant innovations and associated extension of indication, increasing cost may be suspected.