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DOI: 10.1055/s-0035-1556788
Liebe Leserin, lieber Leser,
Publication History
Publication Date:
22 June 2015 (online)
wie halten Sie es mit den neuen oralen Antikoagulanzien (NOAKs)? Das scheint auch Jahre nach der Zulassung von Apixaban, Dabigatran und Rivaroxaban noch eher eine weltanschauliche als eine sachliche Frage zu sein. Sind sie sicherer als Warfarin, Phenprocoumon und Co.? Bequemer anwendbar? Und rechtfertigt das ihren deutlich höheren Preis? Anfang Mai äußerte sich mit der Techniker Krankenkasse einer der „Kostenträger“ zum Thema: NOAKs hätten in den meisten Fällen keine Vorteile gegenüber etablierten Wirkstoffen, würden aber unverhältnismäßig viel verschrieben. Auch die „Leistungserbringer“, d. h. die Ärzte, sind sich nicht einig: Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft plädiert für Zurückhaltung beim Einsatz von NOAKs, verschiedene Fachgesellschaften sehen sie deutlich positiver.
Um den Umgang mit Antikoagulanzien geht es auch in 2 Beiträgen in diesem Heft: Im Leitlinien-Artikel diskutiert Thomas Volk die aktuellen Empfehlungen der DGAI zur rückenmarksnahen Regionalanästhesie bei antikoagulierten Patienten. Ärzte müssen hier individuell Nutzen und Risiko abwägen und jeweils angemessene Karenzzeiten einhalten. In der Rubrik „Nachgehakt“ stellen wir Ihnen eine JAMA-Studie zum Management von Hirnblutungen unter Antikoagulation vor – leider sind hier NOAKs noch nicht berücksichtigt. Ein zentrales Ergebnis der Autoren um Hagen Huttner: Um die Größenzunahme des Hämatoms zu vermeiden, muss die Blutgerinnung sehr schnell normalisiert werden. Das ist momentan noch ein Schwachpunkt der NOAKs, allerdings befinden sich Antidote bereits in der klinischen Entwicklung.
Egal wie man Nutzen und Risiko einschätzt: NOAKs sind auf dem Vormarsch, und wir werden mit Patienten konfrontiert, die mit diesen Substanzen behandelt werden. Es bleibt also spannend – der Journal Club hält Sie auf dem Laufenden!
Gernot Marx & Hinnerk Wulf