Suchttherapie 2015; 16 - S_05_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557516

Optimierung eines Behandlungs- und Erziehungsangebots für Gefangene mit Gewalt- und Suchtproblemen in einer sozialtherapeutischen Haftstation des Jugendstrafvollzug – das Projekt „BENGALO“

C Baldus 1, O Stocker 1, A Thiel 2, T Hoang Le 2, R Thomasius 1
  • 1DZSKJ, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Justizvollzugsanstalt Hahnöversand, Hamburg

Einleitung: Jugendliche und junge Erwachsene, die eine Jugendhaftstrafe im geschlossenen Vollzug ableisten, sind eine Personengruppe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit verschiedene Merkmale und Risiken aufweist, die mit einer ungünstigen Prognose für den weiteren Lebenslauf einhergehen, hierzu zählen insbesondere Störungen mit Substanzgebrauch, dissoziale Verhaltenstendenzen sowie Defizite in der Emotionsregulation. Bisherige Ansätze, die den erzieherischen Auftrag im Jugendstrafvollzug aufgreifen und Anleitungen für eine gelungene Anpassung nach Haftentlassung geben, sind selten evidenzbasiert und greifen meist nicht gleichzeitig alle drei der vorgenannten Risiken gleichzeitig auf, um sie in einem integrativen Ansatz abzuschwächen. Das Projekt „Optimierung eines Behandlungs- und Erziehungsangebots für Gefangene mit Gewalt- und Suchtproblemen in einer sozialtherapeutischen Haftstation des Jugendstrafvollzugs“ (BENGALO) versucht hier Abhilfe zu schaffen.

Methoden: In Zusammenarbeit mit der Jugendstrafanstalt Hahnöfersand wird eine sozialtherapeutische Einheit konzipiert, in der problematischer Substanzkonsum, dissoziales Verhalten und Emotionsregulationsdefizite gleichermaßen integrativ behandelt werden. Ziel des Ansatzes ist eine Reduktion von problematischen Verhaltensmarkern sowie eine verbesserte Annahme von Hilfsangeboten nach Haftentlassung. Im Rahmen des Projekts BENGALO wird das Konzept der Station entwickelt und evaluiert. Zum Einsatz kommen etablierte Selbsteinschätzungsfragebögen, die die emotionale Wahrnehmung und Steuerung, aktuellen Substanzkonsum bzw. -konsumdruck sowie aggressive und psychopathische Verhaltenstendenzen erfassen und vor, nach und in einer katamnestischen Untersuchung nach sechs Monaten erhoben werden.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse zur Charakterisierung der in das BENGALO-Projekt eingeschlossenen Teilnehmergruppe werden dargestellt. Es handelt sich dabei ausschließlich um männliche Gefangene in der Altersspanne zwischen 17 und 23 Jahren. Daten zu klinischen Diagnosen (SKID) sowie kognitiver Leistungsfähigkeit werden dargestellt.

Diskussion: Bei dem Projekt BENGALO handelt es sich um ein Projekt, das sich auf eine besondere Problemkonstellation straffälliger Jungen und junger Männer konzentriert. Es wird diskutiert, inwieweit Genderaspekte in dem Projekt gesondert aufgegriffen und berücksichtigt werden und welche besonderen Herausforderungen deren Implementierung im Jugendhaftkontext bergen.