Zahnmedizin up2date 2015; 9(05): 386
DOI: 10.1055/s-0035-1558124
Journal Club
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vollkeramik vs. Metallkeramik

Contributor(s):
M. Rädel
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Publication History

Publication Date:
21 September 2015 (online)

Sailer I, Makarov NA, Thoma DS et al. All-ceramic or metal-ceramic tooth-supported fixed dental prostheses (FDPs)? A systematic review of the survival and complication rates. Part I: Single crowns (SCs). Dent Mater 2015; 31: 603–623

Die Arbeitsgruppe um Pjettursson und Sailer hat in den vergangenen Jahren eine beträchtliche Anzahl systematischer Reviews zur Bewährung festsitzender prothetischer Restaurationen veröffentlicht. Diese Übersichtsarbeiten werden wissenschaftlich sehr oft zitiert und helfen auch in der Praxis häufig bei differenziellen Therapieentscheidungen. Aktuell liegt nun eine Metaanalyse zur Bewährung von metallkeramischen und vollkeramischen Einzelkronen vor. In dieser werden die 5-Jahres-Überlebensraten sowie biologische, technische und ästhetische Komplikationen metallkeramischer und verschiedener vollkeramischer Kronen (u. a. Zirkondioxidkeramik, Lithiumdisilikatkeramik, Silikatkeramik) verglichen. Nur Studien mit einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von mehr als drei Jahren wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Unter Berücksichtigung der Einschlusskriterien verblieben 67 Studien – 17 Studien mit 4663 Metallkeramikkronen und 54 Studien mit 9434 Vollkeramikkronen – für die Analyse. Die 5-Jahres-Überlebensraten für alle Zähne sind mit 94,7 % für Metallkeramikkronen, 96,6 % für Lithiumdisilikatkeramikkronen und 96,0 % für Zirkondioxidkeramikkronen relativ vergleichbar. Für Silikatkeramikkronen wurde ein niedrigerer Wert von 90,7 % berechnet. Bei ausschließlicher Betrachtung von Seitenzahnkronen verbessert sich das Ergebnis für Metallkeramik, die Ergebnisse für Silikatkeramik und Zirkondioxidkeramik verschlechtern sich deutlich. Nur für Lithiumdisilikatkeramiken bleibt das Ergebnis annähernd gleich. Die schlechteren Überlebensraten der Zirkondioxidkeramik im Seitenzahnbereich sind im überwiegenden Maße auf die Chippingproblematik zurückzuführen. Gerüstfrakturen treten nahezu ausschließlich bei vollkeramischen Werkstoffen auf. Die Autoren schlussfolgern aus diesen Ergebnissen, dass Silikatkeramiken lediglich im Frontzahnbereich angewendet werden sollten. Zirkondioxid wird aufgrund hoher Komplikationsraten generell nicht als erste Wahl empfohlen.

Der vorliegende Review liefert wiederum wertvolle Daten für die zahnärztliche Praxis und ist ein weiterer Schritt hin zu einer stärkeren Evidenzbasierung zahnärztlicher Behandlung. Vollkeramische Werkstoffe spielen ihre Vorteile oft in spezifischen Indikationen aus, während die klassische Metallkeramik als „Allrounder“ für die breite Anwendung in der Kronenprothetik bestätigt wird.

Fazit Metall- und Vollkeramikkronen weisen gute Langzeitbewährungen auf. Im Gegensatz zur Metallkeramik sind die Indikationen vieler vollkeramischer Werkstoffsysteme limitiert.