Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P05
DOI: 10.1055/s-0035-1558371

Six-Pack-Endometriose: Nachgewiesene Myofibroblasten inmitten der quergestreiften Skelettmuskulatur des M. rectus abdominis

M Ibrahim 1, E Delarue 1, M Haas 2, J Sehouli 1, S Mechsner 1
  • 1Charité Universitätsmedizin zu Berlin, Endometriosezentrum, Klinik für Gynäkologie, Berlin, Deutschland
  • 2Charité Universitätsmedizin zu Berlin, Klinik und Hochschulambulanz für Radiologie, Berlin, Deutschland

Einleitung:

Endometriose ist durch das Vorkommen von ektopen endometrialen Drüsen und/oder Stromazellen charakterisiert. Die Pathogenese der Erkrankung ist nach wie vor unklar. Neben der bekannten Hypothese der retrograden Menstruation, wird auch die Metaplasie-Theorie aus Colömepithel diskutiert. Eine Verschleppung und Implantation von Endometrium in chirurgischen Wunden nach Sektio oder Myomektomie wird ebenfalls beschrieben.

Es konnte nachgewiesen werden, dass Stromazellen in peritonealen und rektovaginalen EM-Läsionen strukturellen Eigenschaften von Myofibroblasten aufweisen. Sie exprimieren Alpha Smooth Muscle Actin „ASMA“, Desmin und Mysoin Heavy Chain Kinase und zeigen damit Charakteristika von glatter Muskulatur. Untersuchungen dieser Marker in ektopen Endometrioseläsionen, die sich nach Verschleppung von Endometrium in einem extraabdominalen Gewebe wie der Bauchdeckenmuskulatur angesiedelt haben, geben möglicherweise Rückschlüsse auf die Pathogenesemechanismen.

Fallbeschreibung:

Eine 31-jährige Patientin stellte sich in der Hochschulambulanz der Gynäkologie mit seit 2 Jahren bestehenden chronisch andauernden therapieresistenten Schmerzen in der unteren Bauchwand vor. Die Schmerzen waren mit einer Menstruations-abhängigen zyklischen Anschwellung assoziiert. Bei der Patientin ist 2010 eine Endometriose per Laparoskopie diagnostiziert worden. Wegen andauernder Schmerzen wurde sie in den vergangenen fünf Jahren fünf Mal wegen Verdacht auf Endometrioserezidiv laparoskopiert, diese erbrachten keine Schmerzbesserung. Eine Sectio wurde 2008 durchgeführt. Es zeigte sich bei der Tastuntersuchung eine ca. 3 cm durchmessenden Induration rechts oberhalb der Symphyse. Ultraschall und MRT bestätigten eine intramuskläre Raumforderung im rechten M. rectus abdominis. Es wurde eine operative Resektion der Läsion durchgeführt. Diese erfolgte mittels einer Teilresektion des mit Endometriose betroffenen Anteils des Muskels sowie mit einer Poly-Vicryl-Netzeinlage zur Deckung des Muskel und Fasciendefektes. Histopathologisch bestätigte sich das Vorkommen von endometrialen Drüsen und umgebenden zytogenen Stromazellen. Immunohistochemisch ließ sich eine ASMA (als Marker für glatte Muskelzellen) Expression in den Stromazellen nachweisen.

Schlussfolgerung:

Eine Bauchwand-Endometriose (BWEM) ist relativ selten, sollte aber immer bei entsprechenden typischen zyklus-abhängigen Symptomen in der Bauchdecke bei Patientinnen mit bekannter Endometriose oder nach abdominalen uterinen Eingriffen mit in Betracht gezogen werden. Auch primäre Nabelendometriose (ohne vorherigen operativen Eingriffen) sind beschrieben. Ein Auftreten der Endometriose in der Bauchwand im Bereich von Narben ist aber meist sekundär durch Verschleppung des Gewebes bedingt und kann sowohl nach Endometrioseoperationen als auch direkt durch verschlepptes Endometrium entstehen. Der Nachweis von Myofibroblasten im Stroma der Läsion unterstützt die These der Fähigkeit der Muskelzellmetaplasie dieser Zellen.

Abb. 1: Eine operative Resektion der EM-Läsion wurde durchgeführt. Diese erfolgte mittels einer Teilresektion des mit Endometriose betroffenen Anteils des Muskels (A & B) sowie mit einer Poly-Vicryl-Netzeinlage zur Deckung des Muskel und Fasciendefektes (C).