Geburtshilfe Frauenheilkd 2015; 75 - P18
DOI: 10.1055/s-0035-1558384

Prävalenz von Fertiliätsstörungen bei Frauen mit Endometriose

MM Wölfler 1, 2, AS Kohl Schwartz 3, I Meinhold-Heerlein 2, M Zalewski 2, M Rauchfuss 4, K Geraedts 5, F Haeberlin 6, U Lang 1, B Leeners 5
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Geburtshilfe – Schwerpunkt Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Graz, Österreich
  • 2Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Frauenheilkunde und Geburtsmedizin, Aachen, Deutschland
  • 3Universitätsspital Bern, Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Bern, Schweiz
  • 4Universitätsmedizin Charité, Medizinische Klinik, Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Deutschland
  • 5Universitätsspital, Klinik für Reproduktions-Endokrinologie, Zürich, Schweiz
  • 6FIORE, Institut für Reproduktionsmedizin und Gyn. Endokrinologie, St. Gallen, Schweiz

Fragestellung:

Epidemiologische Studien berichten von einem erhöhten Risiko für Fertilitätsstörungen bei Frauen mit Endometriose. Die vorliegende Patientinnenerhebung zeigt einen Überblick über die Angaben von 842 Frauen mit und ohne Endometriose.

Methoden:

Im Rahmen einer multizentrisch durchgeführten Patientinnenbefragung wurden umfangreiche Daten von Frauen und ihren Partnern gesammelt, bei denen entweder per Laparoskopie Endometriose diagnostiziert wurde (EO-Gruppe) oder Endometriose ausgeschlossen werden konnte beziehungsweise bei denen aufgrund anderer Ursachen eine Laparoskopie durchgeführt wurde (CO-Gruppe). Die Auswertung erfolgte in age-matched pairs.

Ergebnisse:

Mehr als 1000 Frauen wurden zur Studienteilnahme rekrutiert und bisher konnten die Daten von 842 (421 EO, 421 CO) ausgewertet werden. Insgesamt gaben 27,8% der Befragten an, dass sie Schwierigkeiten hatten schwanger zu werden. Von Fertilitätsstörungen berichteten signifikant mehr Endometriosepatientinnen (71,7%) als Kontrollen (22,5%, p < 0,01). Wie aus den Angaben der Frauen und den medizinischen Unterlagen ersichtlich war, haben 74,3% (104/140) der Endometriosepatientinnen und 60% (24/40) der Kontrollen reproduktionsmedizinische Maßnahmen in Anspruch genommen und 25% EO bzw. 40% CO haben keine weiteren Maßnahmen ergriffen, weil (a) die Chancen auf ein Kind als zu ungünstig eingeschätzt wurden (EO 2,8%, CO keine) (b) dem Paar von einer Schwangerschaft ärztlicherseits abgeraten wurde (EO 0,7%, CO keine), (c) dies für das Paar nicht in Frage kam (EO 7,9%, CO 20%), oder (d) aufgrund anderer Ursachen (EO 9,3%, CO 30%).

Eine vergleichbare Anzahl von Endometriosepatientinnen und Kontrollen nahmen medikamentöse Unterstützung zur Eizellreifung (EO 39,3%, CO 32,5%), Inseminationen (EO 29,3%, CO 25%), IVF (EO 20%, CO 12,5%) oder ICSI (EO 15,7%, CO 12,5%) oder sonstige Maßnahmen (EO 10%, CO 12,5%) in Anspruch. Die Schwangerschaftsraten waren bei den Endometriosepatientinnen tendenziell höher als bei den Kontrollen mittels Inseminationen (EO 6,4%, CO 5%) beziehungsweise IVF/ICSI (EO (29,3%, CO 22,5%; p > 0,05). Zum Zeitpunkt der Erhebung waren bei ungefähr einem Viertel aller Frauen noch weitere Behandlungen geplant (EO 22,9%, CO 2,5%) bzw. die Paare befanden sich aktuell in Behandlung (EO 28,6%, CO 30%; p > 0,05)

Ein hoher Prozentsatz aller Frauen gab an, durch den unerfüllten Kinderwunsch (EO 59,3%, CO 45%) bzw. die Kinderwunschbehandlung (EO 43,5,%, CO 45%) eine hohe oder sehr hohe Belastung zu empfinden.

Schlussfolgerung:

Diese multizentrische Patientinnenerhebung zeigt eine signifikant erhöhte Prävalenz von Fertilitätstörungen bei Endometriosepatientinnen im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen ohne Endometriose. Vergleichbar viele Endometriosepatientinnen und Kontrollen nahmen reproduktionsmedizinsche Maßnahmen in Anspruch und es zeigten sich in dieser Erhebung keine signifikanten Unterschiede in den Schwangerschaftsraten zwischen Frauen mit und ohne Endometriose.