Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A18
DOI: 10.1055/s-0035-1558587

Faktoren mit Einfluss auf die Menge der Drainageflüssigkeit nach radikaler Lymphadenektomie beim Melanom

L Kretschmer 1, S Hellriegel 1, F Brehmer 1, A Baltzer 1, P Al Ghazal 1, KM Thoms 1
  • 1Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsmedizin Göttingen

Einleitung: Große Mengen an postoperativer Drainageflüssigkeit nach Lymphadenektomie können mit Seromen im Operationsgebiet und mit Extremitätenschwellungen assoziiert sein.

Patienten und Methoden: Wir registrierten die postoperative Drainagemenge bei 761 Patienten mit axillärer oder inguinaler Sentinel- Lymphknotenbiopsie (SLNB). Die Drainagemenge nach einer anschließenden radikalen Lymphadenektomie (CLND) wurde in 150 Fällen ermittelt.

Ergebnisse: Die mittlere Drainagemenge nach inguinaler SLNB war mit 150 ml größer als die nach axillärer SLNB (46 ml, P < 0,0001). In einer multivariaten Regressionsanalyse waren die folgenden Faktoren signifikant mit vermehrter Drainageflüssigkeit nach SLNB assoziiert: Die Zahl der entfernten Sentinel-Lymphknoten (LK), höheres Lebensalter, distale Extremitäten-Lokalisation des Primärmelanoms und inguinale SLNB.

Das mittlere kumulative Drainagevolumen nach radikaler (ilio)inguinaler Lymphadenektomie fiel mit 1720 ml signifikant höher aus als das nach axillärer Lymphadenektomie (1234 ml, P = 0,005). Eine Drainagemenge von > 200 ml nach der SLNB war mit einer signifikant erhöhten mittleren Drainagemengen nach CLND von 2728 ml assoziiert. In der multivariaten Regressionsanalyse waren die folgenden Faktoren signifikant für eine große Drainagemenge nach der CLND: Große Drainagemenge bei der vorangegangenen SLNB, höheres Lebensalter, steigender Body-Mass-Index und inguinale LK-Chirurgie.

Diskussion: Die Faktoren, die mit einer großen Drainagemenge korrelieren sind identisch mit den bereits beschriebenen Risikofaktoren von Serombildung und Lymphödem. Die Drainagemenge nach SLNB könnte somit ein weiterer prädiktiver Faktor sein, die Wahrscheinlichkeit eines Lymphödems nach CLND vorauszusehen. Dies wäre insbesondere für die Beratung über das weitere Vorgehen nach positiver inguinaler SLNB von Bedeutung. Immerhin ist ein therapeutischer Effekt durch eine prophylaktische CLND nicht eindeutig belegt.