Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A42
DOI: 10.1055/s-0035-1558611

O2-Aufnahmekapazitätmessung chronischer Ulcera nach topischer Hämoglobinapplikation mittels photooptoakustischer Tomografie -Initiale Ergebnisse einer prospektiven Studie-

M Petri 1, I Stoffels 1, J Leyh 1, D Schadendorf 1, J Dissemond 1, J Klode 1
  • 1Dermatologie, Uniklinik Essen

Einleitung: Weltweit sind chronische Ulcera ein wachsendes interdisziplinäres, medizinisches und ökonomisches Problem. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen konservativer Therapie mittels feuchtem Wundmanagement und Kompressionstherapie sowie der chirurgischen Wundtherapie mittels Ulcusshaving und Spalthauttransplantation. Objektive Parameter zur Unterstützung der Therapieentscheidung (konservative versus initial bereits operative Therapie) existieren bisher nicht. Derzeit werden auch chronische Wunden zumeist erst nach langer konservativer Therapie bei mangelndem Therapieerfolg einer chirurgischen Therapie zugeführt.

Material und Methoden: In dieser prospektiven, einarmigen, interventionellen Observationsstudie (DRKS-ID: DRKS00005993) wurde die Sauerstoffaufnahmekapazität chronischer Ulcera mittels photooptoakustischer Tomografie (PAT) gemessen. Wir führten 3-dimensionale Messungen der Sauerstoffsättigung des Ulcusgewebes mittels PAT durch. Diese Messungen erfolgten jeweils vor sowie 5 Min. bzw. 20 Min. nach topischer Applikation eines Hämoglobinsprays (Granulox®). Die Wundgrößen der Probanden wurden bei der Messung sowie im Verlauf ermittelt. Alle Wunden wurden initial nach den Grundsätzen des modernen feuchten Wundmanagements therapiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden bisher 36 Patienten eingeschlossen. Es erfolgte eine Einteilung in eine „Responder-cohorte“ (n = 18) bei einem gemessenen Sauerstoffsättigungsanstieg von > 10% nach der Hämoglobinapplikation sowie eine „Non-Responder-cohorte“ (n = 18) bei fehlendem bzw. nur geringem Anstieg der Sauerstoffsättigung. Bei den „Respondern“ zeigte sich eine Abheilungstendenz mit signifikant geringerer Wundgröße beim follow-up (p = 0,002), während sich bei den „Non-Respondern“ keine signifikante Verkleinerung der Wundgrößen im Verlauf zeigte (p = 0,929). Im Median lag die Nachbeobachtungszeit bei 4 Monaten.

Schlussfolgerung: In der „Responder-cohorte“ zeigte das Ulcusgewebe die Fähigkeit zur Sauerstoffaufnahme sowie eine gute Abheilungstendenz unter konservativer Therapie. In der „Non-Responder-cohorte“ zeigte sich keine Fähigkeit zur Sauerstoffaufnahme und eine deutlich schlechtere Abheilungstendenz, so dass diese Patienten von einer initial operativen Therapie mit Ulcusshaving profitieren könnten. In Zukunft könnten langwierige und kostenintensive konservative Therapien ggf. durch frühzeitige operative Therapien verkürzt werden. Die nicht-invasive Sauerstoffaufnahmekapazitätsmessung mittels PAT könnte somit einen Stratifizierungsfaktor für die Therapieentscheidung chronischer Ulcera (konservativ versus initial operativ) darstellen, wodurch in Zukunft der Therapieerfolg gesteigert und Behandlungskosten gesenkt werden könnten.