Aktuelle Dermatologie 2015; 41 - A49
DOI: 10.1055/s-0035-1558618

Chronisch-fistulierende Hautentzündung am dorsalen Oberschenkel, Variante einer Akne inversa

NQ Phan 1, S Kemper 1
  • 1Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Münster

Eine 51-jährige Patientin stellte sich mit seit 11 Jahren rezidivierenden progredienten schmerzhaften fistulierenden, plattenartigen Hautentzündungen mit fötidem Geruch am rechten Gesäß, Oberschenkel und Unterschenkel vor, welche teils nach Bagatelltraumata oder Insektenstichen aufgetreten seien und auch teilweise wieder spontan abheilten. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie rheumatische Erkrankungen lagen nicht vor. Bei Exazerbation erfolgten bisher bei Verdacht auf Weichteilinfekte wiederholt Resistogramm-adaptierte systemische Antibiosen bei Nachweis von diversen gramnegativen Anaerobier. Eine lokale Ciclosporin A Anwendung brachte keinen wesentlichen Effekt, eine systemische Therapie mit Ciclosporin A initial eine leichte Besserung, welche aber bei hypertensiver Entgleisung nach wenigen Tagen beendet werden musste. Histologisch zeigte sich in Spindelbiopsien kein Anhalt auf ein differentialdiagnostisch in Betracht kommendes Pyoderma gangraenosum oder Artefakt, sondern Veränderungen wie bei Akne inversa.

Unter antibiotischer Prophylaxe erfolgte somit eine radikale Exzision des mit ca. 20 × 15 cm größten betroffenen Hautareals am rechten dorsalen Oberschenkel bis auf die mitbetroffene Muskelfaszie mit anschließender VAC-Anlage. Weiterhin erfolgte ein großflächiges Débridement eines abgeheilten umschriebenen Areals mit epithelisierten Fistelgängen gluteal rechts. Im Verlauf zeigte sich innerhalb von ca. 8 Wochen eine gute Wundgranulation und rasche Regredienz der Schmerzsymptomatik. Eine Defektdeckung mittels Mesh-Graft Transplantat vom linken lateralen Oberschenkel erfolgte mit guter Einheilung und Abheilung der Defekte. Auch in der Histologie des Gesamtpräparats konnte die Diagnose einer Akne inversa bestätigt werden.

Obwohl die Akne inversa typischerweise an Lokalisationen wie Axillen, Inguinal- bis zur medialen Oberschenkelregion oder genital bis gluteal auftritt, ist diese auch bei atypischen Lokalisationen wie dem dorsalen Oberschenkel und Unterschenkel nach Ausschluss anderer Differentialdiagnosen insbesondere des Pyoderma gangraenosums zu erwägen und entsprechend zu therapieren.