Z Gastroenterol 2015; 53 - KG035
DOI: 10.1055/s-0035-1559061

Verbesserung der Symptomatik bei Patienten mit Diarrhoe-dominantem und gemischtem Reizdarmsyndrom unter Gluten-freier Diät

C Barmeyer 1, M Schumann 2, T Meyer 2, J Schulzke 1, S Daum 2, R Ullrich 2
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Bereich Klinische Physiologie, Berlin, Deutschland
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist ein häufiger Grund für Arztbesuche. Eine effektive Therapie ist oft nicht möglich und vorhandene Therapieoptionen sind in erster Linie symptomatisch. Basierend auf der Hypothese, dass eine Untergruppe von RDS-Patienten Gluten-sensitiv ist, war das Ziel unserer Studie, den Effekt einer Gluten-freien Diät (GFD) auf die Symptome von RDS-Patienten mit Diarrhoe-dominantem (RDS-D) und gemischtem RDS (RDS-M) zu untersuchen.

Methoden: Nach Ausschluss anderer Erkrankungen und einer 4-wöchigen Beobachtungsphase wurden teilnahmeberechtigte Patienten für 4 Monate auf eine GFD gesetzt. ‚Responder‘ wurden durch den „Subjects Global Assessment of Relief“ (SGA) identifiziert. ‚Responder‘ waren definiert als „beschwerdefrei“ oder „deutlich gebessert“ während mindestens 75% der Zeit unter GFD. Als Parameter für sekundäre Endpunkte dienten etablierte Fragebögen zum RDS (IBS-QoL, IBS-SSS) und zur generellen Lebensqualität (EQ-5D). Bei allen Patienten wurde HLA-DQ2/8 bestimmt und mit dem Ansprechen auf die GFD korreliert.

Ergebnisse:35 Patienten mit RDS-D und RDS-M erfüllten die Einschlusskriterien und beendeten die Studie. Von diesen waren 34% (95% Konfidenzintervall: 21 – 51%) „beschwerdefrei“ oder „deutlich gebessert“ während mindestens 75% der Zeit unter GFD und wurden als ‚Responder‘ klassifiziert. Parallel zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Symptomatik, insbesondere der abdominellen Schmerzen (RDS-D und RDS-M), der Stuhlfrequenz (RDS-D) und der Lebensqualität (RDS-D, RDS-M). Interessanterweise fand sich unter den als ‚Non-Responder‘ klassifizierten Patienten eine relevante Anzahl (57%), die erst nach etwa 8 Wochen GFD profitierten. Nach einem Jahr führten alle ‚Responder‘ und noch 55% der ‚Non-Responder‘ freiwillig die GFD fort. Der HLA-DQ2/8 Status korrelierte nicht mit dem Ansprechen auf die GFD.

Schlussfolgerung: Eine GFD führt bei etwa einem Drittel der RDS-D und RDS-M Patienten zu einer deutlichen und anhaltenden Besserung der Beschwerden. Die Bereitschaft langfristig an der GFD festzuhalten ist hoch. Eine GFD sollte daher als Therapieoption bei Patienten mit RDS-D und RDS-M in Betracht gezogen werden.