Z Gastroenterol 2015; 53 - KG049
DOI: 10.1055/s-0035-1559075

Wann wird operiert? Klinisch-prognostische Abschätzung der Operationsnotwendigkeit bei chronischer Pankreatitis gemäss der M-ANNHEIM Klassifikation

M Hirth 1, S Kolb 1, C Weiß 2, F Rückert 3, T Wilhelm 3, P Hardt 4, M Hantelmann 4, N Gubergrits 5, M Ebert 1, A Schneider 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, II. Medizinische Klinik – Gastroenterologie, Mannheim, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Mannheim, Medizinische Statistik, Mannheim, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Mannheim, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Gießen, Klinik für Gastroenterologie, Gießen, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Donetsk, Klinik für Gastroenterologie, Donetsk, Ukraine

Einleitung: Die M-ANNHEIM Klassifikation (MC) stellt ein klinisches Klassifikationssystem der chronischen Pankreatitis (cP) dar. Die MC unterscheidet alle ätiologischen Risikofaktoren und unterteilt verschiedene Schweregrade der Erkrankung gemäß einem klinischen Punktesystem. Die Bedeutung der MC bei der prognostischen Abschätzung der Erkrankungsaktivität ist derzeit unklar.

Es war das Ziel der Arbeit, zu untersuchen, ob die MC eine prognostische Aussage hinsichtlich der Operationsnotwendigkeit erlaubt.

Methoden: Retrospektive Klassifikation der Patienten gemäß den Parametern der MC in drei tertiären Zentren (Mannheim, Deutschland, n = 536 Patienten; Gießen, Deutschland, n = 100 Patienten; Donetsk, Ukraine, n = 104 Patienten).

Ergebnisse: Es wurden von den 740 klassifizierten Patienten 12% (n = 89) direkt vor einer anstehenden Pankreasoperation klassifiziert. In der präoperativen Gruppe war die Punktzahl im Vergleich zu den nicht-operierten Patienten signifikant erhöht (Mittelwert des Severity-Index der MC 13,3 ± 4,4 vs. 6,9 ± 4,5; p < 0,001; U-Test von Mann/Withney). Es zeigte sich ein Cut-off-Wert von 11 Punkten, der Patienten, die einer Operation bedürfen, und Patienten, die konservativ behandelt werden können, unterscheidet (Spezifität und Sensitivität jeweils 81%). Die Notwendigkeit einer Operation korreliert signifikant mit aufsteigendem Severity-Level der MC (p < 0,0001; Cochran-Armitage Trend Test; A: 0,7%; B: 6%; C: 33%; D: 53%, E: 31%). Mehrere Faktoren sind mit einer erhöhten Häufigkeit einer Operationsindikation assoziiert: Zunehmende Dauer der Erkrankung (p = 0,027; Kruskal-Wallis), das Vorliegen multipler ätiologischer Risikofaktoren (p = 0,0077; Chi-χ-Test), alkoholische Genese (p = 0,0011; Chi-χ-Test), Nikotinabhängigkeit (p = 0,0049; Chi-χ-Test), hoher Pain-Score, Complication-Score, exokrine Insuffizienz, Imaging-Score und Modified-Zürich-Classification (jeweils p < 0,0001; Cochrane-Armitage-Trend-Test). In Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Zentren ergaben sich keine signifikanten Unterschiede (p = 0,47; Chi-χ-Test).

Schlussfolgerung: Die MC stellt ein nützliches Werkzeug zur klinischen Überwachung der cP dar und erlaubt eine prognostische Einschätzung hinsichtlich der Notwendigkeit einer operativen Intervention.