Z Gastroenterol 2015; 53 - KG133
DOI: 10.1055/s-0035-1559159

Die Quantitative Zusammensetzung des großen, mittleren und kleinen Hepatitis B-Virus (HBV) Oberflächenantigens (HBsAg) in verschiedenen Hepatitis-B-Patientengruppen

M Großmann 1, S Böhm 1, D Glebe 2, T Berg 1, F van Bömmel 1
  • 1Uniklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Uniklinikum Gießen, Institut für Medizinische Virologie, Gießen, Deutschland

Einleitung: HBsAg-Spiegel dienen als Marker für den Verlauf einer HBV-Infektion sowie das Ansprechen auf antivirale Therapie. HBsAg besteht aus drei Komponenten: dem großen (L-), dem mittleren (M-) und dem kleinen (S-)HBsAg, welche sich in ihren aminoterminalen Sequenzen und ihrem Glykosylierungsstatus unterscheiden. Die Komponenten sind in verschiedenen Zusammensetzungen Teil der infektiösen Virionen und der nicht-infektiösen subviralen Partikel. In dieser Studie wurde ein sensitiver ELISA zur quantitativen Bestimmung der HBsAg-Komponenten etabliert, um deren Zusammensetzung in verschiedenen Patientengruppen mit hoher oder niedriger Virämie zu bewerten.

Methoden: L-, M- und S-HBsAg wurden in Serumproben von 114 Patienten mit unbehandelter akuter oder chronischer HBV-Infektion quantifiziert. Die Patienten wurden in 5 Gruppen unterteilt: akute Infektion (n = 12), chronisch inaktive HBsAg-Träger (n = 31), chronisch aktive Hepatitis B e-Antigen (HBeAg) negative (-) Infektion (n = 28), chronisch aktive HBeAg positive (+) Infektion (n = 33) und HBV/HDV-Koinfektion (n = 10).

Ergebnisse: Die mittleren Anteile von L-, M- und S-HBsAg waren bei Patienten mit akuter HBV-Infektion 29%, 7% und 64%, bei inaktiven HBsAg-Trägern 13%, 4% und 83%, bei chronisch aktiven HBeAg(-)-Patienten 27%, 6% und 67%, bei chronisch aktiven HBeAg(+)-Patienten 43%, 6% und 51% und bei HBV/HDV-Koinfektionen 49%, 5% und 46%. Die inaktiven HBsAg-Träger wiesen im Vergleich zu den anderen Patientengruppen erheblich niedrigere Anteile an L- (13%) und höhere Anteile an S-HBsAg (83%) auf (p = 0,001). Patienten mit HBV/HDV-Koinfektionen zeigten, trotz niedriger HBV-DNA-Spiegel (2,7 ± 0,6 log10 Kopien/ml) im Vergleich zu den inaktiven HBsAg-Trägern, die höchsten Anteile an L-HBsAg (49%) (p < 0,001).

Schlussfolgerungen: Verschiedene Phasen der HBV-Infektion können durch eine unterschiedliche Zusammensetzung der HBsAg-Komponenten charakterisiert werden. Patienten mit chronisch aktiver Infektion zeigen im Vergleich zu inaktiven HBsAg-Trägern eine deutlich veränderte Zusammensetzung von L- und S-HBsAg. Somit ist die Analyse der HBsAg-Komponenten ein potentieller Marker für den Verlauf einer HBV-Infektion und sollte im Hinblick auf den natürlichen Krankheitsverlauf und Response auf antivirale Therapie untersucht werden.