Z Gastroenterol 2015; 53 - KG183
DOI: 10.1055/s-0035-1559209

Der MELD Score ist ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung eines langfristig erhöhen pulmonalarteriellen Drucks nach TIPS

T Hippchen 1, A Wannhoff 1, K Friedrich 1, C Rupp 1, K Weiss 1, P Schemmer 2, B Radeleff 3, W Stremmel 1, D Gotthardt 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Innere Medizin IV, Heidelberg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Abteiltung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie, Heidelberg, Deutschland

Einleitung: Hämodynamische Veränderungen nach TIPS-Anlage führen bei einigen Patienten zu einer pulmonalen Hypertonie (PH), wobei bisher keine Risikofaktoren für die PH-Entstehung nach TIPS bekannt sind. Ziel der Studie ist die Untersuchung langfristigen Veränderung des systolischen pulmonalarteriellen Druck (PASP) nach TIPS sowie die Identifikation von entsprechenden Risikofaktoren.

Methoden: 158 Patienten mit Leberzirrhose, die zwischen 2000 und 2014 eine TIPS-Anlage oder -Nachsorge am Universitätsklinikum Heidelberg erhielten, wurden eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Budd-Chiari Syndrom (N = 23) und fehlender Echokardiografie (N = 50). Die letzte Echokardiografie vor und die erste 1 – 5 Jahre nach TIPS-Anlage wurde verglichen. TIPS-Patienten mit echokardiographischer Untersuchung 1 – 5 Jahre nach TIPS wurden mit Patienten mit Leberzirrhose gematched; sie bildeten die Kontrollgruppe. Die Zeit bis zum PASP-Anstieg auf ≥35 mmHg wurde ermittelt. Falls dieser Endpunkt nicht eintrat, wurde die Zeit bis zur letzten Echokardiografie mit PASP < 35 mmHg ermittelt. Es erfolgte eine Cox-Regressions-Analyse.

Ergebnisse: Das mediane Patientenalter bei TIPS-Anlage betrug 56 (IQR:49 – 64) Jahre, der mediane MELD lag bei 12 (9 – 16). Der PASP stieg von 25 mmHg (22 – 33) auf 30 mmHg (25 – 36) (p = 0,038). Der mediane PASP 1 – 5 Jahre nach TIPS war mit 30 mmHg (25 – 38) signifikant höher als der mediane PASP von 25 mmHg (21 – 30) in der TIPS-freien Kontrollgruppe (p < 0,001). Die Prävalenz der PH betrug 4,43% in der TIPS und 0,91% in der Kontrollgruppe (p = 0,150). In der TIPS-Gruppe lag die Inzidenz der PH bei 3,8% in einem mittleren Beobachtungszeitraum von 28,6 (± 27,8) Monaten. In der Kontrollgruppe entwickelte in 24,3 (± 22,8) Monaten kein Patient eine PH. Alter, MELD und PASP vor TIPS-Anlage waren in der univariaten Analyse signifikant mit erhöhtem PASP post-TIPS assoziiert. In der multivariaten Analyse verblieb der MELD bei TIPS-Anlage als einziger unabhängiger Prädiktor (HR:1,155; 95% CI: 1,059 – 1,261, p = 0,001).

Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass der TIPS zu einer langfristigen Erhöhung des PASP führen und zur Entstehung einer PH beitragen kann. Wir empfehlen daher, insbesondere für Patienten mit hohem MELD prä-TIPS regelmäßige und langfristige echokardiographische Kontrollen.