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DOI: 10.1055/s-0035-1559357
Fremdkörperingestion und Bolusobstruktion – retrospektive Analyse einer großen Kohorte aus einer universitären interdisziplinären Notaufnahme
Fremdkörpereinnahme und Bolusgeschehen stellen einen häufigen Notfall dar. Ziel dieser Arbeit ist die retrospektive Auswertung von Notfallvorstellungen mit Bolus- und Fremdkörperverdacht an einem Klinikum der Maximalversorgung mit 24h HNO- und Endoskopiebereitschaft.
Eingeschlossen wurden alle Patienten mit Verdacht auf Fremdkörperingestion oder Nahrungsbolus, die zwischen 01/2012 und 02/2015 im Interdisziplinären Notfallzentrum des Universitätsklinikums Bonn durch die Gastroenterologie bzw. HNO-Klinik versorgt wurden. Retrospektiv erfasst wurden demographische Daten, Art des Fremdkörpers, therapeutisches Management und ursächliche Erkrankung.
Im Untersuchungszeitraum kam es zu 275 Vorstellungen bei 264 Patienten, (50% männlich, mittleres Alter 46 Jahre) mit Fremdkörper- (56%) und Bolusverdacht (44%), überwiegend spätnachmittags oder abends. Eine dringliche Endoskopie war in 30,5% (n = 84) erforderlich und erbrachte einen Fremdkörper/Bolus-Nachweis in 80% (61% Entfernung, 39% Mobilisierung). Insgesamt wurden 112 Fremdkörper gefunden (endoskopisch 67, HNO 29, radiologisch 11, Spontanabgang 5): Fleischboli (43%), Fischgräten (18%), andere Nahrungsmittel (18%), Zahnprothesen (7%). In 75% der endoskopisch behobenen Bolusobstruktionen fanden sich ursächliche Erkrankungen: Gastritis/Ösophagitis (33%), Hernien (15%), Stenosen/Schatzki-Ring (35%), eosinophile Ösophagitis (11%) und selten maligne Tumoren (7%). Die Rate von endoskopisch nachweisbaren Fremdkörpern lag zu den Zeitpunkten 1, 3, 6, 12 und 24h nach Ingestion konstant bei 80 bis 90%. Anamnestische Angaben wie vorangegangene Bolusobstruktion (OR = 5,4; 95% CI 1,4 – 25 p = 0,007), Dysphagie für Flüssigkeiten (OR = 12,5; 95% CI 3,5 – 48 p < 0,001) und Ingestion von Fleisch (OR = 4;95% CI 1,5 – 11 p = 0,003) korrelierten mit dem endoskopischen Bolusnachweis.
Fremdkörper- und Bolusverdacht sind ein häufiger Grund zur Notfallvorstellung spätnachmittags/abends. Bei primär gastroenterologisch/endoskopisch vorgestellten Patienten wurde mehrheitlich eine Obstruktion oder ein Fremdkörper entfernt. Drei anamnestisch zu erhebende Kriterien korrelieren mit dem endoskopischen Bolusnachweis. Der Zeitpunkt der Endoskopie innerhalb der ersten 24h scheint keine Rolle zu spielen und sollte im Rahmen des klinischen Gesamtkontextes gewählt werden.