Z Gastroenterol 2015; 53 - KG358
DOI: 10.1055/s-0035-1559384

Notfallmedizinische Triagierung von Patienten mit gastrointestinaler Blutung – eine retrospektive Analyse von 5689 Fällen

J Richl 1, D Teubner 1, S Dümcke 2, A Fischbach 3, M Dieroff 3, A Tresch 2, M Nguyen-Tat 4, J Marquardt 4, A Hoffman 1, H Manner 1, R Kiesslich 1, J Rey 1
  • 1Dr. Horst Schmidt Klinik (HSK), Zentrum für Innere Medizin II, Gastroenterologie, Wiesbaden, Deutschland
  • 2Max Planck Institut für Pflanzenzüchtungsforschung, Köln, Deutschland
  • 3Dr. Horst Schmidt Klinik (HSK), Klinik für Notfallmedizin, Wiesbaden, Deutschland
  • 4Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Gastroenterologie, Mainz, Deutschland

Einleitung Der Verdacht auf das Vorliegen einer gastrointestinalen Blutung (GIBLEED) ist ein häufiger gastroenterologischer Notfall. Trotz existierender gastroenterologischer und endoskopischer Prognosescores bleibt die primäre klinische Einschätzung über das Vorhandensein einer noch bestehenden aktiven Blutung noch immer eine Herausforderung. Ziel der retrospektiven Analyse war die Korrelation einer aktiven oder stattgehabten Blutung mit dem fünfstufigen Manchester Triage System (MTS) der Notfallmedizin.

Methoden Im Rahmen einer retrospektiven Fallanalyse wurden in einem Krankenhaus der Maximalversorgung (HSK-Wiesbaden) alle Patienten die mit dem Verdacht auf eine GIBLEED von Januar 2014 bis Dezember 2014 in die zentrale Notaufnahme aufgenommen wurden untersucht. Hierzu wurden notfallmedizinische Daten erfasst und mit dem MTS korreliert. Hierbei handelt es sich um ein fünfstufiges System, dass je nach Stufe die maximale Wartezeit des Patienten wiedergibt bis Arztkontakt hergestellt sein soll (Stufe 1: sofort; Stufe 5: 120 Minuten).

Ergebnisse Insgesamt wurden 5689 gastroenterologische Notfälle behandelt, davon hatten 284 Patienten (4,9%) den Verdacht auf eine GIBLEED. Das mittlere Alter lag bei 64,3 Jahren. 135 Patienten (47,5%) wurden vom Rettungsdienst eingeliefert. 162 (73,2%) wurden stationär aufgenommen. Die Behandlungsdringlichkeit war bei 40 Patienten (14,1%) lebensbedrohlich (Stufe 1). 160 Patienten (56,3%) erhielten eine endoskopische Diagnostik. Dabei erhielten Patienten die durch den Rettungsdienst einer stationären Behandlungsstufe zugeordnet wurden in 69,2% eine endoskopische Diagnostik, bei den Selbsteinweisern waren dies 49,1% (p = 0,007). Patienten die den Stufen 1 und 2, sowie der Stufe 3 zugeordnet wurden erhielten in 61,2% der Fälle eine Endoskopie, Patienten der Stufen 4 und 5 in 26,3% (p < 0,01). Eine Blutung wurde endoskopisch bei Patienten der Stufen 1 bis 2 in 40%, bei Stufe 3 in 34% und in den Stufen 4 bis 5 bei 5,3% nachgewiesen (p = 0,001).

Schlussfolgerung Die Triagierung in der Notaufnahme scheint ein geeignetes Mittel zu sein, die gastrointestinale Blutungswahrscheinlichkeit abzuschätzen. Patienten der Stufen 1 – 3 sollten unmittelbar untersucht werden. Bei Selbsteinweisung und Stufen 4 – 5 kann die Untersuchung elektiv erfolgen.