Z Gastroenterol 2015; 53 - KC007
DOI: 10.1055/s-0035-1559397

Videoassistiertes retroperitoneales Debridement (VARD) in der Therapie der nekrotisierenden Pankreatitis

R Eickhoff 1, P Seppelt 1, J Steinbusch 1, C Klink 1, K Junge 2, U Neumann 1, M Binnebösel 1
  • 1Uniklinik RWTH Aachen, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Aachen, Deutschland
  • 2Medizinisches Zentrum StädteRegion Aachen GmbH, Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie, Würselen, Deutschland

Einleitung: In Deutschland werden pro Jahr ca. 54000 Patienten aufgrund einer akuten Pankreatitis hospitalisiert. In 15 – 20% der Fälle kommt es zur Ausbildung von (infizierten) Nekrosen mit Mortalitätsraten von ca. 20%. Auch aufgrund der Ergebnisse der Dutch Pancreatitis Study Group (PANTER-Studie) kam es zu einem Paradigmenwechsel von der offenen Nekrosektomie hin zu einer „step-up“-Therapie mit zunächst endoskopischer bzw. transkutaner Drainage der infizierten Nekrosen und in einem zweiten Schritt ein minimalinvasives Ausräumen der Nekrose (Van Santvoort et al. N Engl J Med 2010). Wir stellen im Folgenden unsere Erfahrungen, die 30- und 60 Tagesmortalität sowie ein follow-up unserer Patienten nach VARD vor.

Methodik: Systematische, retrospektive, unselektierte Aufarbeitung aller Pankreaseingriffe der Jahre 2010 bis einschließlich 2014 an der Uniklinik RWTH Aachen. Vergleich der Patienten mit einem VARD bei nekrotisierender Pankreatitis und Evaluation des Langzeitverlaufes sowie Darstellung einer systematischen Literaturrecherche.

Ergebnisse: Bei n= 7 Patienten wurde ein VARD durchgeführt. Häufigste Indikation war die schwere nekrotisierende Pankreatitis biliärer Genese n= 3. Die 30- als auch 60-Tages Mortalität betrug 0%. Bei n= 6 Patienten wurden zunächst perkutan eine CT-gesteuerte Drainage eingebracht, bei n= 2 Patienten erfolgte zusätzlich eine transgastrische Ableitung vor dem VARD. Bei einem Patienten (14%) war eine Konversion aufgrund einer intraoperativen Blutungskomplikation notwendig und bei n= 2 Patienten erfolgte ein erneutes VARD. Postoperativ kam es zu keiner behandlungsbedürftigen chirurgischen Komplikation; insbesondere trat bei keinem Patienten eine enterokutane Fistel oder eine Organperforation auf.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen auch im Abgleich mit den Daten aus der PANTER-Studie, dass das VARD ein sehr sicheres minimal-invasives Verfahren darstellt. Die perioperative Mortalität und Morbidität ist im Vergleich zur offenen Nekrosektomie deutlich reduziert.

Zusammenfassend bestätigen unsere Daten, dass ein step-up-Verfahren für Patienten mit einer nekrotisierenden Pankreatitis aufgrund deutlich gesenkter Morbidität und Mortalität das Verfahren der Wahl darstellt.

Patient

Diagnose

CT-Drainagen

Transgastrische-Drainage

OP-Zeit (min)

Konversion

Re-OP

Intensivtage post-OP

1 w

Schwere NP biliär

1

2

55

2

1

16

2 m

Schwere NP nutritiv-toxisch

1

1

79

2

2

10

3 m

Chronisch rezidiv. Pankreasschwanzpankratitis

2

2

37

2

2

3

4 m

Schwere NP, Dekubitus sakral IV°

1

2

140

2

2

138

5 w

Schwere NP biliär

1

1

349

1

2

19

6 m

Schwere akut auf chron. NP

1

2

43

2

2

1

7 m

Schwere NP biliär

1

2

92

2

1

49

w = weiblich, m = männlich; NP = nekrotisierende Pankreatitis; 1 = ja, 2 = nein; CT bzw. transgastrische Drainage prä-OP