RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0035-1559593
Meine Erfahrungen mit der Schrothkur seit September 2012
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
14. Juli 2015 (online)
Im September 2012 habe ich mit 68 Jahren meine seit Jahrzehnten bestehende internistische Facharztpraxis und diabetologische Schwerpunktpraxis in Immenstadt Nachfolgern übergeben und eine kleine diabetologische Privatpraxis im 20 km entfernten Oberstaufen eröffnet.
In meiner ehemaligen Praxis wurden selbstverständlich auch Ernährungs- und Bewegungsschulungen durchgeführt, wie in jeder diabetologischen Schwerpunktpraxis.
Die Schrothkur ist jedoch etwas anderes, sie besteht neben einer niederkalorischen Ernährung und körperlicher Bewegung aus noch zusätzlichen Säulen, die offensichtlich noch ergänzende Wirkung auf den Typ-2-Diabetes und das vegetative Nervensystem haben.
Natürlich kann durch Gewichtsabnahme die Insulindosis bzw. die Dosis der OAD reduziert werden. Alle entsprechenden Diäten erreichen dies, auch die Renaissance der sogenannten Hafertage zeigen eine Reduzierung der Insulinresistenz. Aber so gravierende und nachhaltige Stoffwechselverbesserungen wie sie bei der Schrothkur eintreten, sind für mich als „alten“ Diabetologen erstaunlich. Meist kann die Insulindosis schon an den ersten Kurtagen halbiert werden, und oft werden Kurgäste ohne Insulin oder mit weniger OADs entlassen. Der Effekt hält bei einem Großteil der Menschen mit Typ-2-Diabetes mehrere Monate an. Einige Patienten, die sich bei mir nach 1 bis 2 Jahren wieder vorgestellt haben, sind immer noch besser stoffwechselmäßig eingestellt als beim ersten Mal.
Die Patienten, die in Oberstaufen eine Schrothkur machen, sind sehr motiviert, sie sind Selbstzahler und sind auch Willens ihren Lebensstil zu verbessern. Die Allgäuer Landschaft bietet zu jeder Jahreszeit Bewegungs- und Sportmöglichkeiten. Das Angebot, auch unter Anleitung z. B. Nordicwalking oder Schneeschuhwanderungen zu machen, ist immer vorhanden. Wichtig ist auch, dass der Schrothkurgast nicht auf sich alleine gestellt ist, sondern kontinuierlich von den Schrothkurärzten vor Ort sowie von einer erfahrenen Diabetesberaterin DDG betreut wird.
Es werden von der Diabetesberaterin Einzelgespräche und Gruppenschulungen angeboten. Ernährungsvorträge durch Kolleginnen sowie Vorträge zur Lebensstilverbesserung ergänzen die Beratung. Jeder Gast kann einen Schrittzähler erwerben und wird auch in diesen eingewiesen. In einigen Schrothkurhotels wird für Menschen mit Typ-2-Diabetes anstatt der Kur auch eine diabetesgerechte Ernährung angeboten.
Oft sagen die Patienten, sie haben das Gefühl als würde ein Schalter umgestellt, wenn sie entsprechende gute Einstellung haben und ihren Lebensstil verändern (epigenetisch?). Vielleicht tritt eine Veränderung im Mikrobiom des Darms auf? Es wurde jetzt eine randomisierte Studie begonnen, um die Wirksamkeit einer dreiwöchigen Schrothkur bei Typ-2-Diabetes festzustellen. Die Vergleichsgruppe macht einen diabetesgerechten Urlaub auch mit Schrittzähler, Bewegungstherapie und Gesprächen bzw. Schulungen durch die Diabetesberaterin. Eine Teilnahme an der Studie (LMU München) ist noch möglich*. Die Teilnehmer sind in erstklassigen Hotels untergebracht. Die ersten Ergebnisse sind bei beiden Gruppen sehr positiv.
*Weitere Information zur Studie erhält man bei: Oberstaufen Tourismus, Isabel Thum,
Hugo-von Königsegg-Str. 8, 87534 Oberstaufen,
Telefon 08386 930027 oder
Diabetes-Hotline 08386-930093 oder
E-Mail: studie@schrothkur.de alternativ über http://www.schrothkur.de/studie