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DOI: 10.1055/s-0035-1560005
Klinische Erfahrungen zum Einsatz von Bevacizumab in der Primärtherapie des fortgeschrittenen Zervixkarzinoms
Eine neoadjuvante Systemtherapie kann nach den aktuellen S3-Leitlinien für Patientinnen mit einer primär fortgeschrittenen Erkrankung unter bestimmten Bedingungen empfohlen werden. Für dieses verhältnismäßig kleine Kollektiv kann der zytoreduktive Effekt einer neoadjuvanten Systemtherapie bei Vorhandensein definierter Risikofaktoren wie einem Bulky Disease oder einem positiven Lymphknotenstatus einen möglichen Benefit hinsichtlich des chirurgischen Outcomes bedeuten. Ziel ist es, die Operabilität zu verbessern und die Notwendigkeit einer adjuvanten Radiochemotherapie zu reduzieren. Ziel dieser Analyse war es den Effekt von Bevacizumab analog der Ergebnisse der GOG 240 Studie in der Primärtherapie des Zervixkarzinoms zu evaluieren.
Alle Patientinnen mit der Diagnose eines lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Zervixkarzinom welche zwischen 2008 und 2015 in der onkologischen Ambulanz der Universitätsfrauenklink Köln eine primär systemische, platin- und taxanbasierte Polychemotherapie mit oder ohne Bevacizumab erhielten wurden in diese retrospektive Evaluation eingeschlossen. Die primär systemische Polychemotherapie ist definiert als eine Kombination aus Cisplatin (40 mg/m2/KOF) und Docetaxel (35 mg/m2/KOF) appliziert in einem wöchentlichen Schema.
Insgesamt wurden 32 Patientinnen primär chemotherapiert bzw. radiochemotherapiert. 26 Patientinnen erhielten eine Polychemotherapie mit Cisplatin/Taxotere (40/35 mg/m2/KOF/q7). 3 weitere Patientinnen erhielten dieses Schema ergänzt durch eine VEGF-Blockade mit Bevacizumab 5 mg/Kg/KG/q7. Für eine Patientin im FIGO Stadium IV (M1 hepatisch) erfolgte eine Modifikation des definierten Schemas zu Gunsten eines dosisintensivierten Protokolls mit 12x Paclitaxel 90 mg/m2/KOF/q7, Carboplatin AUC6/q28 und Bevacizumab 15 mg/Kg/KG/q21. In der Gesamtschau ergab sich, dass Patientinnen ohne VEGF-gerichteter Therapie im Stadium I allesamt eine postoperative Komplettremission zeigten. Im Stadium II zeigte sich bei gleicher Therapie nur in 12,5% der Fälle eine Komplettremission, in 50% eine partielle und in 37,5 5 keinerlei Therapieansprechen. Ähnliche Ergebnisse stellten sich für die Stadien III und IV ein. Insgesamt erhielten 4 Patientinnen im Stadium II-IV die zusätzliche VEGF-gerichtete Therapie. Im Einzelnen ergab sich für eine 29-jährige Patientin eine postoperative Komplettremission im Stadium IIb. Für die zwei Patientinnen im Stadium IVa ergaben sich eine komplette und eine Teilremission bei nicht komplettierter Chemotherapie. Für die Patientin im Stadium IVb, welche ein dosisintensiviertes Schema erhielt stellte sich ebenfalls die Komplettremission ein.
In frühen Erkrankungsstadien (<FIGO II) kann die alleinige platinbasierte Chemotherapie zu einer Komplettremission führen. Mittels kombinierter VEGF-gerichteter Therapie ist im Rahmen der Primärtherapie eine Komplettremission auch in fortgeschrittenen Stadien FIGOIV möglich und sollte in klinischen Studien weiter untersucht werden.