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DOI: 10.1055/s-0035-1560011
Der Proliferationsmarker Ki-67 und seine prognostische Bedeutung: Retrospektive Analyse von Mammakarzinom-Patientinnen an der Unifrauenklinik Köln
Als Parameter für eine hohe Proliferationsrate des Mammakarzinoms wird seit einiger Zeit der Marker Ki-67 genutzt. Die in St. Gallen vorgestellte Klassifikation schlägt einen Cut-off von 14% vor, um bei den hormonrezeptorpositiven Tumoren zwischen Patientinnen, die keine adjuvante Chemotherapie benötigen und denjenigen, die eine Chemotherapie erhalten sollten, zu unterscheiden. Das Heranziehen von Ki-67 zur Therapieentscheidung und besonders der strenge Cut-off sind umstritten, da standardisierte Methoden zur Bestimmung fehlen und eine hohe Variabilität des Markers zwischen verschiedenen Laboren zu bestehen scheint. Ziel dieser Studie war es, an einem großen Kollektiv von Mammakarzinompatientinnen retrospektiv zu untersuchen, ob eine Korrelation zwischen dem Outcome und den Ki-67 Werten besteht. Insbesondere stellt sich die Frage, ob ein Cut-off von 14% innerhalb dieses Kollektivs valide erscheint.
Es erfolgte eine retrospektive Analyse der Patientinnen mit Erstdiagnose eines Mammakarzinoms. Eingeschlossen wurden diejenigen Patienten, die im Brustzentrum der Universitätsklinik Köln im Zeitraum zwischen 2004 bis 2013 behandelt wurden. Es wurden bei jeder Patientin das TNM Stadium, der Rezeptorstatus, der Ki-67 Wert der Stanzbiopsie, Grading, Follow-up-Daten sowie die erfolgte operative und adjuvante Therapie ermittelt. Die Statistik wurde mit SPSS berechnet.
Insgesamt wurden 3022 Patienten mittels ODSeasy identifiziert, davon wurden 2020 Fälle aufgrund o.g. Kriterien ausgeschlossen, sodass insgesamt 802 Patientinnen in die endgültige Analyse eingingen. Das Durchschnittsalter der Patientinnen betrug 57,5 Jahre. 64,5% waren bei Erstdiagnose postmenopausal, während 30,7% prämenopausal waren. 16 Patientinnen sind verstorben, 31 Patientinnen hatten ein Lokalrezidiv, 9 Patientinnen hatten ein Axillarezidiv und 45 Patientinnen entwickelten im Verlauf Fernmetastasen. 61,6% hatten einen Ki-67 von < 14%, während 38,4% einen Ki-67 von > 14% hatten. Ki67 korrelierte mit dem Alter, Vorkommen eines Lokalrezidivs (p < 0,01), Axillarezidivs (p < 0,01) und Vorkommen von Fernmetastasen (p < 0,05). Auch das Überleben unterschied sich signifikant: das mittlere Überleben der Patientinnen mit einem Ki67 < 14% betrug 120,2 Monate versus 85,2 Monate der Patientinnen mit einem Ki67-Wert > 14%. Patientinnen mit einem Ki67 < 10% zeigten ein mittleres Überleben von 120,7 Monaten, Patientinnen mit einem Ki67 zwischen 10 – 20% von 88,3 Monaten und Patientinnen mit einem Ki67 von > 20% von 84,5 Monaten (p < 0,01). Die Nachbeobachtungszeit beträgt 38,2 Monate (range: 3 Monate – 121 Monate).
In der St. Gallen Konsensuskonferenz im Jahr 2013 wurde der strenge Cut-off von 14% wieder relativiert, wobei er in unserem Kollektiv einen guten Grenzwert darstellt. Die im Rahmen der ADAPT-Studie untersuchte Dynamik des Abfalls des Ki67-Wertes bleibt abzuwarten, um weitere Schlüsse zur genauen Bedeutung ziehen zu können.